Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat die vom Vatikan vorerst gestoppte Pfarreienreform in seinem Bistum gegen Kritik verteidigt. Er habe nun zwei Stellungnahmen an die zuständigen römischen Stellen geschickt, sagte Ackermann in einem Interview der Trierer Bistumszeitung „Paulinus“ (Ausgabe vom 26. Januar). Er betonte, die Überlegungen, die hinter dem – vorerst ausgesetzten – Umsetzungsgesetz zur Pfarreienreform stünden, seien „nicht einem mutwilligen Wunsch nach Veränderungen entsprungen“. Sie seien der Versuch, auf die Herausforderungen der Zeit zu antworten.
Ackermann sagte, dass der auf die katholische Kirche wirkende „Veränderungsdruck“ hoch sei „und noch weiter steigt“. Es gehe letztlich „nicht bloß um eine Reform von Strukturen. Wir wollen eine Kirche, die stärker missionarisch und diakonisch ausgerichtet ist“, betonte der Bischof.
Im November 2019 hatte sich nach Beschwerden einer Priestergruppe und mehrerer Katholiken aus dem Bistum der Vatikan eingeschaltet. Die Kleruskongregation bestimmte, die Zusammenlegung der Pfarreien im Bistum Trier vorerst auszusetzen, um die Kritik sorgfältig zu prüfen. Ackermann sollte gegenüber der Kleruskongregation und dem Päpstlichen Rat für die Interpretation der Gesetzestexte zu den Beschwerden Stellung nehmen – was er nun tat.
In dem Interview betonte er, die Trierer Diözesansynode habe „sehr deutlich formuliert, dass es eine andere Gestalt der territorialen Seelsorge braucht“. In seinen Stellungnahmen hebe er aber auch hervor, „dass die Auflösung der bisherigen Pfarrstrukturen nicht zu einer Anonymisierung der kirchlichen Lebenszusammenhänge und damit zu den gefürchteten ‚XXL-Pfarreien‘ führt“.
Immer wieder sehe er bei seinen Besuchen im ganzen Bistum, „wie eine kleiner werdende Zahl an Aktiven mit hohem Einsatz versucht, die pfarrlichen Aktivitäten, Strukturen und Traditionen aufrechtzuerhalten“. Für „innovative Projekte“ diakonischer oder missionarischer Art fehlten jedoch „häufig die Zeit und die Kraft“. Die aktiven Gemeindemitglieder stünden in der Gefahr, „zunehmend zu einer geschlossenen Gruppe zu werden“. Dadurch werde es für Menschen, die „nicht zum inneren Kreis der Pfarrei gehören“, schwerer, „zu ihr einen Zugang zu finden“.
Ackermann sagte weiter, er stehe „seit der Aussetzung des Umsetzungsgesetzes in schriftlichem und telefonischem Kontakt mit den römischen Stellen“. Zudem habe er angeboten, auch zu persönlichen Gesprächen nach Rom zu kommen. Insgesamt könne er bislang von einem „unkomplizierten und guten Austausch“ sprechen. Einen weiteren „Zeitplan“ gebe es allerdings noch nicht.