Deutschland übernimmt von Dienstag an für ein Jahr den Vorsitz der Internationalen Allianz zum Holocaust-Gedenken. Die International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) versteht sich als Institution, „die Regierungen und Fachleute zusammenbringt, um Bildung, Erinnerung und Forschung im Bereich des Holocaust sowie des Völkermords an den Sinti und Roma zu fördern, voranzubringen und zu unterstützen“.
Bis März 2021 will Deutschland insbesondere Maßnahmen gegen die Relativierung und Verfälschung des millionenfachen Mordes an den europäischen Juden voranbringen, wie die Leiterin der deutschen IHRA-Delegation, Botschafterin Michaela Küchler, erklärte.
Globale Task-Force geplant
Dafür ist auch eine „Globale Task-Force gegen Holocaustverfälschung“ geplant, für die das Auswärtige Amt eine Million Euro zur Verfügung stellen will. Dieses Netzwerk aus internationalen Fachleuten soll Strategien gegen Lügen, Verdrehung von Fakten und die Trivialisierung des Holocaust entwickeln – in der Öffentlichkeit, in Gedenkstätten und im Internet. „Es ist offensichtlich, dass dies ein großes Problem ist, und diesem nehmen wir uns nun verstärkt an“, betonte Küchler.
Außerdem will die IHRA dafür werben, dass die von ihr entwickelten Arbeitsdefinitionen zu Holocaustleugnung und -verfälschung sowie zu Antisemitismus bekannter werden. Auch sollen die Arbeit an einer Definition zu Antiziganismus und die Verbreitung von IHRA-Empfehlungen für den Unterricht über den Holocaust unterstützt werden, hieß es. Geplant sind für dieses Jahr außerdem zwei Plenartagungen: vom 29. Juni bis zum 2. Juli 2020 in Berlin und vom 30. November bis zum 3. Dezember in Leipzig.
Zusammenhang mit der deutschen EU-Ratspräsidentschaft
Die IHRA wurde 1998 auf Initiative des ehemaligen schwedischen Premierministers Göran Persson ins Leben gerufen. Deutschland übernimmt den Vorsitz von Luxemburg und gibt ihn im März 2021 an Griechenland weiter. Hintergrund der Übernahme des Vorsitzes ist Küchler zufolge das aktuell laufende Gedenkjahr zur Befreiung der NS-Konzentrationslager und zum Ende des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren. Außerdem sei der Vorsitz im Zusammenhang mit der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ab Juli 2020 zu sehen. Denn auch hier solle der Kampf gegen Antisemitismus ein Thema sein.