Bochum – Die Anrufe zum Corona-Virus bei der Telefonseelsorge steigen sprunghaft an. Derzeit drehten sich etwa acht Prozent aller täglichen Anrufe um das Thema, sagte der Leiter der Telefonseelsorge Bochum, Ludger Storch. Etwas über 2.700 Menschen rufen täglich bei der Telefonseelsorge an.
Anrufe von Menschen, die an Angststörungen leiden
Zu Wochenbeginn habe der Anteil der Gespräche über Corona noch bei etwa vier Prozent gelegen, so Storch. Im Januar und Februar habe das Thema kaum eine Rolle gespielt. Nun meldeten sich einerseits Menschen, die an Angststörungen litten und momentan aushäusige Kontakte mieden, andererseits ältere und gebrechliche Menschen. Neben der Angst vor einer Infektion sorgten sich die Anrufer vor allem um soziale Isolation.
Die Anliegen seien vielfältig, erklärte der Experte. „Es rufen junge Leute an, die mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus liegen und eine zusätzliche Infektion fürchten. Ältere Menschen beklagen, dass die sonst so freundliche Nachbarin ihnen die Tür vor der Nase zugeschlagen hat. Andere fragen, ob sie einen Termin beim Jobcenter wegen Fieber absagen können – oder ob ihnen dann Sanktionen drohen.“ In der derzeitigen Situation dürfe niemand nur auf sich selbst schauen, so Storch: „Die Frage ist, wie solidarisch wir miteinander umgehen.“
Große Verunsicherung
Eine große Verunsicherung unter älteren und pflegebedürftigen Menschen zeigt sich auch am Patientenschutztelefon der Deutschen Stiftung Patientenschutz, wie Vorstand Eugen Brysch der KNA sagte. Trotz Vorsichtsmaßnahmen könne viel Gutes getan werden, fügte er hinzu: „Ob der Einkauf mitgebracht, ein Rezept vom Arzt abgeholt oder ein Medikament aus der Apotheke besorgt wird – das sind wichtige Zeichen der Hilfsbereitschaft.“ Wer den persönlichen Kontakt scheue, könne zum Telefonhörer greifen oder einen Aushang im Treppenhaus machen. „Ein Einkaufszettel kann die Verbindung von Mensch zu Mensch sein“, so Brysch.