Ostern im Ausnahmezustand

Corona verändert 2020 das wichtigste Fest der Christenheit

Die Corona-Pandemie verändert beinahe alles – auch Ostern. Auf viele kirchliche Kar- und Oster-Bräuche müssen die Gläubigen in diesem Jahr verzichten. Andere dürften coronakonform sein.

Ostern vor leeren Kirchenbänken – so sieht 2020 das wichtigste Fest der Christenheit in vielen Ländern der Erde aus. Für die katholische Kirche hat der Vatikan die Schutzmaßnahme gegen die Corona-Pandemie angeordnet. In einem Dekret von vergangener Woche stellt die Gottesdienstkongregation klar: In Ländern mit Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen, also auch in Deutschland, sollen Priester und Bischöfe die Gottesdienste der Kar- und Ostertage „ohne Teilnahme des Volkes“ begehen.

Kölner Dom (Symbolfoto: pixabay)

Die Kongregation empfiehlt, stattdessen die „telematischen Kommunikationsmittel“ zu nutzen. Sprich: Live-Übertragungen in Fernsehen, Radio und Internet sind erwünscht. Viele Pfarreien und Bischofskirchen in Deutschland sind ohnehin in diesem Format geübt, zum Beispiel der Kölner Dom. Von Palmsonntag (5. April) bis Ostermontag (13. April) plant der Kölner Multimedia-Sender domradio.de rund 20 Übertragungen aus der Kathedrale. Das Domkapitel lädt die Zuschauer ausdrücklich ein, am Sonntag Palmzweige für den Segen vor dem Bildschirm bereitzuhalten.

Katholiken, die gefirmt sind, dürfen aber grundsätzlich auch selbst einen Segen sprechen. Darauf weist der Sankt Michaelsbund, das Medienhaus des Erzbistums München und Freising, in einem Video hin. Im Bistum Eichstätt muss das nicht sein. Dort können die Gläubigen nach Palmsonntag bereits gesegnete Büschel in ihren Gemeinden abholen – „unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregelungen“, wie es heißt.

Viele weitere bekannte Bräuche, die Gläubige aus den Kar- und Ostergottesdiensten kennen, werden in diesem Jahr ausfallen. Die Fußwaschung am Gründonnerstag (9. April) ist laut Vatikan gestrichen. Am Karfreitag (10. April) soll es eine zusätzliche Fürbitte für Menschen geben, die Verlust, Krankheit und Tod erlitten haben.

In der Osternacht vom 11. auf den 12. April können lediglich Menschen, die bereits getauft sind, ihr Taufversprechen erneuern. Normalerweise gibt es in dieser Nacht auch Neu-Taufen von Kindern und Erwachsenen. Zu Osterfeuern äußert sich die Gottesdienstkongregation zwar nicht, sie dürften jedoch vielerorts ganz ausfallen oder ohne Gemeinde stattfinden.

Das traditionelle Geklapper an Karfreitag und Karsamstag (10. und 11. April) könnte hingegen coronakonform sein, sofern die Teilnehmer Abstand voneinander halten. Um an das Leiden und den Tod Jesu zu erinnern, läuten an den beiden Tagen keine Kirchenglocken. Damit die Menschen trotzdem an die Gebetszeiten erinnert werden, versammeln sich in vielen Regionen normalerweise Kinder und Jugendliche und machen Lärm, etwa mit Ratschen oder Holzinstrumenten. Das Bistum Trier lädt nun dazu ein, zuhause von Fenstern, Balkonen und Gärten zu klappern.

Wer sich zum Fest ein wenig Gottesdienststimmung nach Hause vor den Bildschirm holen oder eine Hausandacht feiern möchte, wird im Internet fündig. Die fränkische Benediktinerabtei Münsterschwarzach bietet in ihrem Onlineshop ein Notfallset für Ostern in der Corona-Krise an. Im „(Kl)Osterpaket“ enthalten sind eine Kerze, Weihrauch und ein Heft mit Anleitungen für Hausandachten sowie als Zusatzangebot ein Kreuz aus der Klostergoldschmiede.

Eine ähnliche Idee hatten die Gemeinden im mecklenburgischen Bützow, Güstrow, Sternberg und Schwaan. Dort können Kinder selbst verzierte Schuhkartons mit Marmeladengläsern in den katholischen Kirchen hinterlegen. Das Seelsorgeteam befüllt die Gläser mit Weihwasser und die Boxen mit Palmzweigen, Osterkerzen und Texten. „Und dann sollen die Kartons älteren oder einsamen Menschen überbracht werden“, berichtet die „Schweriner Volkszeitung“.

Auf den Mitmach-Gedanken setzt auch die Katholische Studentengemeinde Leipzig – allerdings virtuell. Die Gemeindemitglieder sollen Lesungen, Fürbitten und Lieder zuhause selbst einsprechen oder einsingen und sich dabei filmen. Aus den Beiträgen entsteht ein Video, „das die zentralen Elemente der Osterliturgie enthält, wie zum Beispiel das Osterfeuer, das Exsultet, die Lesungen oder den Ostersegen“, erklärt die Gemeinde. Den Clip können sich die Studenten an Ostern auf YouTube anschauen.

Von Anita Hirschbeck (KNA)