Jerusalem – Mit 209,01 Metern unter dem Meeresspiegel war der Pegel des Sees Genezareth am Sonntagabend so hoch wie seit 2004 nicht mehr. Nach einem regenreichen Wochenende lag der Stand laut Angaben der israelischen Wasserbehörde 21 Zentimeter unter der vollen Kapazität des wichtigsten Frischwasserspeichers des Landes.
Gegenwärtig liegt der Wasserstand damit 3,99 Meter höher als die untere rote Linie von 213 Metern sowie 5,86 Meter über dem historischen Tiefststand des Sees von 2001 (214,87 Meter unter dem Meeresspiegel).
Für die kommende Woche wird ein weiterer Anstieg des Pegels erwartet, auch weil während Pessach kein Wasser aus dem See in die Landeswasserleitung gepumpt wird. Orthodoxe Juden befürchten, dass sich während des achttägigen Festes jemand mit einem Butterbrot in den See begeben und das Wasser so unkoscher machen könnte. In dieser Zeit ist es nach dem jüdischen Religionsrecht strikt verboten, Gesäuertes zu genießen. Lediglich ungesäuerte Brote, so genannte Matzen, dürfen verzehrt werden. Israel pumpt sonst im Winter so viel Wasser wie möglich aus dem See, um unterirdische Wasserschichten zu füllen, die wiederum die Brunnen im Land speisen.
Verschiedene israelische Medien spekulierten unterdessen über eine mögliche Öffnung des Degania-Damms, um Seewasser in den Jordanfluss abzulassen und Seeanrainer vor Überschwemmungen zu schützen. Der Damm, der als eine Hauptquelle des Wasserrückgangs im Jordanfluss sowie dem sinkenden Pegel des Toten Meeres gilt, wurde seit seiner Errichtung 1931 nur wenige Male geöffnet, zuletzt 1995, wie die Tageszeitung Haaretz (Montag) berichtete.
Noch 2018 hatte Israel in einem Notfallplan beschlossen, erstmals entsalzenes Meerwasser in den See Genezareth einzuleiten. Hintergrund war eine seit Jahren anhaltende Trockenheit, die laut Experten eine der dramatischsten Dürreperioden in 100 Jahren in Nordisrael war und zu einem Defizit von Milliarden Kubikmetern Wasser in den Wasserspeichern des Landes geführt hatte.