Theologe: Kirchen müssen über Zeit der Krise hinausdenken

Die Kirchen sollten nach den Worten des Theologen Daniel Bogner eine „kluge und vorausschauende Stimme“ für die Zeit nach der Corona-Krise sein. Dies werde „über den Tellerrand des Notstands hinaus“ von ihnen erwartet, sagte Bogner im Interview der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Aktuell brauche es vor allem Beistand für unmittelbar Betroffene, etwa in der Klinikseelsorge. Künftig werde es auch darum gehen, „aus der Krise zu lernen und Dinge nachher besser zu machen als bisher“, erklärte der Theologe.

Daniel Bogner ist Professor für Moraltheologie in Fribourg/CH (Foto: privat)

So stelle sich die Frage, wie sich ein „wacherer Blick“ gewinnen lasse für die Überforderungen, „denen wir uns aussetzen, für die Verletzungen, die wir unserer Mitwelt routinemäßig angetan haben, für die gnadenlose Überreizung unseres Alltagstaktes, jenseits allen menschlichen Maßes“. Aktuell müssten die Menschen, „ob gläubig oder nicht“, zusammenhalten, eigene Interessen zurückstellen und auf andere schauen: „Das ist eine urchristliche Botschaft.“

Chance für die Kirche

Darin liege eine Chance für die Kirchen, sagte Bogner. Zugleich wirke die Krise „wie ein Katalysator für die Selbstklärungsprozesse vieler Menschen, die schon lange mit Gestalt und Form der Kirche hadern.“ Viele würden fernbleiben, wenn die Kirchen wieder geöffnet würden. Wer jedoch dabeibleibe, „darf selbstbewusster sein, weil man das religiöse Leben mit vielen kreativen Ideen zum Beispiel in der digitalen Welt durch eine Zeit weitergetragen hat, in der von Priestern angeleitete reguläre Gottesdienste entfallen mussten“.

kna