Eltern und Lehrer machen vor Schulöffnungen Druck auf Politik

Vor der geplanten schrittweisen Öffnung der Schulen fordern Eltern und Lehrer klare Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie. „In den letzten Wochen hat die Politik vieles verschlafen und keine Organisationen vorgenommen, sodass hier erst Hausaufgaben erledigt werden müssen“, sagte der Vorsitzende des Bundeselternrates, Stephan Wassmuth, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montag).

(Symbolfoto: Couleur/Pixabay)

Zunächst müssten Politik und Verwaltung Pläne für Hygienemaßnahmen sowie Gefährdungsbeurteilungen vorlegen und Probleme wie Lehrkräfteversorgung und den Schülertransport regeln. Erst dann könne über solche Vorstöße wie eine Verkürzung der Sommerferien geredet werden. Alles andere sei unverantwortlich gegenüber den Schülern, den Lehrkräften, dem sonstigen schulischen Personal und auch gegenüber den Eltern

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, forderte Atemschutzmasken vor allem für ältere Lehrer. „Während Arbeitgeber in Supermärkten oder etwa auch die Innenministerien für Polizisten Atemschutzmasken zur Verfügung stellen, gibt es bislang selbst für ältere Lehrkräfte kaum Signale der Schulträger, für diese Risikogruppe ab Unterrichtsbeginn Atemschutzmasken bereit zu stellen“, sagte Meidinger. „Das ist traurig und skandalös.“

Sonderprämien „wenig zielführend“

Sonderprämien für das Lehr- und Betreuungspersonal, das sich mit der Rückkehr der Schüler möglicherweise einem erhöhten Infektionsrisiko aussetzt nannte Meidinger wenig zielführend. „Mir wäre schon wohler, wenn sich der Staat und die Schulträger mehr um unseren Gesundheitsschutz sorgen würden.“ Dazu zählten neben Atemschutzmasken etwa die Bereitstellung von genügend Seife, Waschgelegenheiten und Desinfektionsspendern sowie eng getaktete Reinigungszyklen der Unterrichtsräume.

Bundesweit werden die Schulen frühestens zum 4. Mai 2020 schrittweise wieder geöffnet. Allerdings sollen schon in den nächsten Tagen Schüler der Abschlussklassen wieder in die Schulen kommen können. Bis zum 29. April wollen die Kultusminister ein Konzept vorlegen, „wie der Unterricht unter besonderen Hygiene- und Schutzmaßnahmen, insbesondere unter Berücksichtigung des Abstandsgebots durch reduzierte Lerngruppengrößen, insgesamt wieder aufgenommen werden kann“.

Kritik am frühen Schulstart

In NRW hat nach Medienberichten die Kritik am für Donnerstag geplanten Schulstart am Wochenende erheblich an Fahrt aufgenommen. So hat der Städtetag NRW an die Landesregierung appelliert, den Kommunen mehr Vorlaufzeit einzuräumen und sie stärker an den Vorbereitungen zu beteiligen. „Es gibt jetzt viel zu regeln und offene Fragen zu klären. Die Städte bitten deshalb das Land, den Termin für den Beginn des Schulbetriebs zu verschieben. Für die Prüfungsjahrgänge sollten die Schulen frühestens ab dem 27. April geöffnet werden. Außerdem sollten die Kommunen eng einbezogen werden, wenn Hygienekonzepte für die Schulen erarbeitet werden.“, sagte der Vorsitzende des Städtetages Nordrhein-Westfalen, Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann (CDU) aus Hamm.

Nach einer Telefonkonferenz des Vorstands des Städtetages NRW betonte Hunsteger-Peterman: „Die Städte in NRW finden es richtig, dass jetzt die Corona-Beschränkungen mit ersten Schritten gelockert werden. Gleichzeitig müssen wir aber weiter darauf achten, dass wir erzielte Erfolge einer langsameren Verbreitung des Virus nicht wieder aufs Spiel setzen. Es ist absolut sinnvoll, nur schrittweise den Schulbetrieb wieder aufzunehmen. Und wegen der besonderen Herausforderungen durch Corona muss das gut vorbereitet werden. Bereits ab dem 23. April zu starten, stellt die kommunalen Schulträger vor erhebliche Probleme.“

kna/rwm