„Nicht zur normalen Tagesordnung übergehen“
„Wir werden nach der Krise nicht zur normalen Tagesordnung übergehen können“, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Diese Erfahrungen müssten auch in den kirchlichen Reformprozess eingehen, den Synodalen Weg, dessen nächste Synodalversammlung im September in Frankfurt tagen soll.
Die Bischöfe begrüßten die von der Politik in Aussicht gestellten Lockerungen bei Gottesdiensten. „Wir halten das Gottesdienstverbot in der Situation der vergangenen Wochen für vernünftig und verantwortungsvoll. Ebenso verantwortungsvoll und vernünftig werden wir jetzt wieder – nach den positiven Gesprächen mit der Bundesregierung und den Landesregierungen – die liturgischen Feiern nach und nach beginnen“, sagte Bätzing. Die dazu entwickelten Empfehlungen sollten dem religiösen Bedürfnis ebenso Rechnung tragen wie den hygienischen Standards, um möglichst jede Infektion zu vermeiden.
Bischöfe erwarten Rückgang der Kirchensteuer
Die Bischöfe dankten besonders jenen Bürgern, die in der Krise „an vorderster Stelle für die Kranken und Sterbenden da sind“: Ärzten, Pflegekräften, Krankenhausseelsorgern, Menschen in der Trauerpastoral und der Telefonseelsorge. Dank bekundeten sie auch denjenigen, die durch Fernsehen, Hörfunk und Internet ermöglicht hätten, dass Gottesdienste – gerade an den Kar- und Ostertagen – übertragen werden konnten. Dazu habe auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk engagiert beigetragen.
Die katholischen Bischöfe in Deutschland erwarten in Folge der Corona-Krise einen deutlichen Rückgang der Kirchensteuern. Sie forderten ferner am Montag in Bonn, dass Frauen und Eltern so schnell wie möglich wieder Zugang zu persönlicher Schwangerschaftsberatung erhalten und bisherige Qualitätsstandards weiter garantiert werden müssten.
Bätzing: „Es wird ein schmerzlicher Prozess werden“
Mit Blick auf die finanzielle Situation der Kirche erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, seriöse Schätzungen zum Rückgang der Kirchensteuern ließen sich noch nicht nennenn. „Aber es wird ein schmerzlicher Prozess werden. Die Corona-Pandemie zwingt uns, in einen Prozess einzutreten, bei dem wir abwägen müssen, was wir als Kirche finanziell künftig noch leisten können und wovon wir uns verabschieden müssen.“ Mit Sorge sehen die Bischöfe auch die Situation der kirchlichen Akademien und Bildungseinrichtungen.
Zu den gesellschaftlichen Folgen der Pandemie erklärte Bätzing, es handele sich nicht nur um einen medizinischen Notstand, sondern auch um eine „wirtschaftliche und soziale Krise, die sozialethische Fragen aufwirft, mit denen wir uns auf längere Sicht befassen müssen“. Als Beispiel nannte er die Finanzierung von Krankenhäusern, die Regelungen des Kurzarbeitergeldes oder die Zukunft sozialer Dienstleister und Einrichtungen infolge der Pandemie.
Positionspapier zu den ethischen Herausforderungen
Vor einigen Wochen hatten die Bischöfe ein Positionspapier zu den ethischen Herausforderungen der Triage veröffentlicht. Dabei ging es um die Frage, welche Patienten in einem Notfall vorrangig behandelt werden, wenn es einen Mangel an Intensivbetten und Beatmungsgeräten gibt. Bätzing äußerte sich nach einer Videokonferenz der 27 katholischen Ortsbischöfe, die sich zwei Mal pro Jahr zu einem Ständigen Rat treffen.