Malteser trauern um Großmeister

Mit großer Trauer haben die Malteser in Deutschland auf die Nachricht vom Tod von Fra‘ Giacomo Dalla Torre del Tempio de Sanguinetto reagiert. Das Staatsoberhaupt des Malteserordens mit Regierungssitz in Rom ist heute im Alter von 75 Jahren in Rom gestorben.

Der Großmeister des internationalen Malteserordens, der Italiener Fra` Giacomo Dalla Torre del Tempio de Sangiunetto (Foto: Malteser)

Der Malteserorden trauert um seinen verstorbenen Großmeister Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto. Sein Tod hinterlasse eine Lücke, die schwer zu füllen sei, teilte am Mittwoch Ruy Goncalo do Valle Peixoto de Villas Boas mit. Der 80-jährige Portugiese übernahm übergangsweise als Statthalter die Führung des Ordens.

Dalla Torre war in der Nacht zu Mittwoch in Rom im Alter von 75 Jahren an den Folgen einer im Januar diagnostizierten unheilbaren Krankheit verstorben. Er stand seit 2018 an der Spitze der Malteser. Der Interims-Statthalter nannte Dalla Torre einen „guten und spirituellen Menschen“. Mit seinem diplomatischen Geschick und seinem Charisma habe er viele Mitglieder und Freiwillige inspiriert.

„Rolle als Großmeister mit großer Demut interpretiert“

Ähnlich äußerte sich am Mittwoch der Botschafter des Malteserordens beim Heiligen Stuhl. Dalla Torre habe seine Rolle als Großmeister mit großer Demut interpretiert, sagte Antonio Zanardi Landi dem Portal „Vatican News“. Der Verstorbene sei ein Mann des Dialogs gewesen und habe es geschafft, die wahre Mission des Ordens wieder in den Vordergrund zu rücken: „die Nähe zu den Armen und die Verherrlichung Gottes“.

Als katholischer Orden ist der Souveräne Malteserorden dem Heiligen Stuhl unterstellt. Gleichzeitig ist er politisch ein eigenes Völkerrechtssubjekt. Zu 107 Staaten unterhält der Orden diplomatische Beziehungen, seit Ende 2017 auch zu Deutschland. Die Malteser haben nach eigenen Angaben 13.500 männliche und weibliche Ordensmitglieder sowie rund 120.000 ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter. Sie sind weltweit in der Entwicklungs- und Katastrophenhilfe sowie im Gesundheitssektor aktiv.

Vor einem halben Jahr hatte er Deutschland als Staatsgast besucht und war von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble empfangen worden. Er informierte sich in einer Tafel für Bedürftige, sprach mit Menschen im Hospiz und erkundigte sich in einer Unterkunft für Geflüchtete nach deren Lebensbedingungen.

Der Präsident der deutschen Assoziation des Malteserordens, Erich Prinz von Lobkowicz, sagte: „Auf seinen Reisen interessierte ihn die Lage der Armen und Kranken und wie ihnen geholfen werden könne mehr als die Politik. Nie ließ er die Gelegenheit zu Begegnungen mit den älteren, armen und kranken Menschen aus. Bei seinen Besuchen in Deutschland hat er unsere Herzen vollständig gewonnen, seine zurückgenommene fürsorgliche Art war unwiderstehlich. Zu vielen Staaten und Staatsoberhäuptern begründete Fra‘ Giacomo wirkliche Freundschaften. Seine Gabe zur Freundschaft war ebenso einfach wie authentisch.

Für den Malteser Hilfsdienst, in dem mehr als 50.000 Menschen ehrenamtlich tätig sind, sagte dessen Präsident Georg Khevenhüller: „Unvergessen sind die Momente, wo er die tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Wallfahrt für Menschen mit Behinderung in Rom empfangen hat. Er strahlte Herzlichkeit und Wärme aus, die die Pilger berührte. Der Malteser Hilfsdienst verbindet mit Fra‘ Giacomo sein liebenswertes Lächeln und seine unendliche Dankbarkeit für die Werke der Barmherzigkeit, die wir Malteser in Deutschland leisten dürfen. Unvergessen bleiben seine Begegnungen mit unseren ehren- und hauptamtlichen Aktiven, bei denen der Großmeister mit seiner gütigen Art und Weise den Helfern im Namen der Bedürftigen immer wieder dankte.“

Fra’Giacomo Dalla Torre del Tempio de Sanguinetto wurde am 9. Dezember 1944 in Rom geboren. Er schloss sein Studium der Geisteswissenschaften an der Universität Rom mit den Schwerpunkten christliche Archäologie und Kunstgeschichte ab. Danach nahm er akademische Ämter am Päpstlichen Institut Urbaniana an und unterrichtete klassisches Griechisch. Er war auch Chefbibliothekar und Archivar für die wichtigen Sammlungen des Instituts und hat eine Reihe von Essays und Artikeln zu Aspekten der mittelalterlichen Kunstgeschichte veröffentlicht. 1985 wurde er Mitglied des Souveränen Ordens, legte 1993 seine Ewigen Gelübde ab und übte eine Reihe von hochrangigen Ämtern im Malteserorden aus, bevor er am 2. Mai 2018 zum 80. Großmeister des Souveränen Malteserordens gewählt wurde.