Disziplinarverfahren gegen umstrittenen Pastor

Gegen den umstrittenen Bremer Pastor Olaf Latzel wird ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Das beschloss der Kirchenausschuss der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) am Donnerstagabend. Aufgrund der laufendenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung werde dieses kirchliche Disziplinarverfahren nach der Eröffnung zunächst ausgesetzt, hieß es. Für die weitere Durchführung des Verfahrens sei von Bedeutung, ob die Äußerungen Latzels von den staatlichen Ermittlungsbehörden als Straftat eingestuft würden.

St. Martini

Die Kirche St. Martini (Foto:r Jürgen Howaldt/CC BY-SA 3.0 DE)

Der Seelsorger der Bremer Innenstadt-Gemeinde Sankt Martini hatte bei einem auch auf Youtube veröffentlichten Eheseminar über Homosexualität gesprochen und unter anderem gesagt: „Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day.“ Später entschuldigte er sich für die Worte und führte an, er habe nichts gegen Homosexuelle. Mit dem Wort „Verbrecher“ habe er „militante Aggressoren“ gemeint, die ihn und seine Gemeinde immer wieder attackierten.

Latzels Äußerungen hätten in der Öffentlichkeit mit Recht Empörung hervorgerufen, bekräftigte der Kirchenausschuss der BEK. Das Gremium distanzierte sich erneut von den Diffamierungen Latzels gegen Homosexuelle. Auch wenn sie nicht als strafbar eingestuft werden sollten, schadeten derartige Entgleisungen dem Ansehen der ganzen Kirche erheblich.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte Anfang der Woche Latzels Aussagen verurteilt. Diese seien „unerträglich“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm dem „Spiegel“. Der Kirchenausschuss der BEK verurteilte „auf das Schärfste die Äußerungen, in denen Menschen herabgesetzt, beleidigt und in ihrer Würde verletzt werden“.

Latzel fiel in der Vergangenheit mehrfach wegen beleidigender Äußerungen insbesondere auch gegenüber dem Islam auf. 2015 hatte er in einer Predigt auch den „Urbi et Orbi“-Segen des Papstes als „ganz großen Mist“ bezeichnet und Katholiken „Reliquiendreck“ vorgeworfen.

Unterdessen hatten bis Donnerstagabend mehr als 15.500 Personen eine Online-Petition für den Bremer Pastor unterzeichnet. Sie sprechen sich darin gegen eine Suspendierung des konservativen Theologen aus. Als Rechtfertigung führen sie die „freie Glaubens- und Meinungsfreiheit in den evangelischen Kirchen in Deutschland“ an.

kna