Dresden – Der Dresdner katholische Bischof Heinrich Timmerevers hat die zur Corona-Krise kursierenden Verschwörungstheorien zurückgewiesen. In einem gemeinsamen Gastbeitrag mit dem Akademie-Direktor des Bistums Dresden-Meißen, Thomas Arnold, wandte er sich in der „Sächsischen Zeitung“ (Wochenendausgabe) zugleich dagegen, „Andersdenkende als Verschwörungstheoretiker mundtot zu machen“. Ein Streit sei aber nur dann förderlich, „wenn er auf dem Boden der Wahrheit bleibt“.
Timmerevers und Arnold betonten, die für eine freie Gesellschaft unverzichtbaren Debatten brächten die Gefahr mit sich, dass Menschen „mit Halbwahrheiten und Lügen in die Irre“ geführt würden. „Dass dies auch aus dem Innersten der Kirche kommt, beschämt“, so die beiden Autoren.
Timmerevers: Keine übertriebene Panikmache
Die Bilder der italienischen Lastkraftwagen voll mit Särgen zeigten, dass in der Pandemie keine übertriebene Panikmache getrieben worden sei. Auch schon der Blick in die sächsischen Krankenhäuser reiche, um zu wissen, dass niemand die Krise herbeigeführt habe, um eine „technokratische Tyrannei zu begründen“.
Die Maßnahmen von Politik und Kirche zur Eindämmung der Pandemie seien hart gewesen und „keinesfalls auf Dauer zu dulden“, erklärten Timmerevers und Arnold und fuhren fort: „Aber niemand hat sie in Deutschland entschieden, um etwa eine christliche Zivilisation auszulöschen oder die Impfpflicht zu legitimieren“. Sie kritisierten: „Wenn dann von einer Weltverschwörung fabuliert wird, ist das eine schallende Ohrfeige für alle, die sich in den vergangenen Wochen aufrichtig für die richtigen Entscheidungen eingesetzt haben.“
Für Würde des Menschen einstehen
Timmerevers und Arnold räumten die Schwierigkeit ein, Anhänger von Verschwörungstheorien als Bürger zu würdigen und zugleich „schräge, teils auch falsche Gedankenkonstrukte zu entlarven und das Gegenteil argumentativ zu belegen“. Es sei aber zutiefst dem Menschenbild entsprechend, das dem christlichen Glauben entspringe, auch diese Menschen nicht vollständig auszuschließen.
Wie christlich Europa bleibe, werde „nur begrenzt an der Zahl der Gottesdienste, Priester oder Kirchen zu messen sein“, so die Autoren weiter. Es werde sich daran erweisen, „ob der Mensch als Ebenbild Gottes anerkannt bleibt“. Das bedeute, „demütig, aber eben auch mutig für die Würde des Menschen vom Kleinsten bis zum Ältesten, vom östlichsten bis zum westlichsten Punkt der Welt einzustehen“.