Angesichts der mindestens 107 Corona-Infektionen nach einem Baptisten-Gottesdienst in Frankfurt hat sich die Gemeinde betroffen und selbstkritisch geäußert.
Frankfurt – Angesichts der mindestens 107 Corona-Infektionen nach einem Baptisten-Gottesdienst in Frankfurt hat sich die Gemeinde betroffen und selbstkritisch geäußert. „Wir sind tief bestürzt und traurig, dass die Infektion Eingang in die Gemeinde gefunden hat und sich mit einer starken Dynamik verbreitete“, erklärte die Gemeinde der Evangeliums-Christen-Baptisten am Montag in Frankfurt auf ihrer Homepage.
Selbstkritik: Besser auf gemeinsamen Gesang zu verzichtet
Rückblickend könne gesagt werden, dass bei der fraglichen Versammlung, die Medienberichten zufolge am 10. Mai stattfand, „separate und kontrollierte Ein- und Ausgänge genutzt wurden, entsprechende Hinweisschilder angebracht waren, ausreichende Desinfektionsmittel zur Verfügung standen und der Abstand von 1,5 Metern eingehalten wurde“. Zugleich gibt es aber auch Selbstkritik: „Im Nachhinein betrachtet wäre es für uns angebracht, beim Gottesdienst Mund-Nasen-Schutz-Bedeckungen zu tragen und auf den gemeinsamen Gesang zu verzichten.“
Da es in der Gemeinde viele Familien mit fünf und mehr Kindern gebe, nehme die Zahl der Ansteckungen zu Hause weiter zu. Die Betroffenen seien in häuslicher Quarantäne. Nach Bekanntwerden der Infektionen seien die Gottesdienste – die in deutscher und russischer Sprache stattfinden – „sogleich in das Online-Format überführt“ worden. Die Streams seien über die Gemeinde-Homepage www.seidheilig.de zugänglich.
Vereinsvorsitzender im kritischen Zustand
Die Gemeinde stehe im Austausch mit den Gesundheitsbehörden. „Wir bitten um Verständnis, dass der Vereinsvorstand in der aktuellen Lage eingeschränkt reaktionsfähig ist, da der Vereinsvorsitzende sich im kritischen Zustand auf der Intensivstation befindet und der Stellvertreter ebenfalls erkrankt ist“, hieß es. Insgesamt seien viele der Erkrankten aber „auf einem guten Weg der Genesung“, einige seien bereits wieder gesund.
Eine andere Frankfurter Baptistengemeinde distanzierte sich unterdessen offen von der „Gemeinde der Evangeliums-Christen-Baptisten Frankfurt am Main“, die als eingetragener Verein firmiert. Diese Gemeinde stehe „weder organisatorisch noch inhaltlich in einer Verbindung zu unserer Kirchengemeinde oder dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland“, erklärte die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde der Baptisten in Frankfurt auf ihrer Homepage. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Montag) hatte zuerst darüber berichtet.
BEFG setze sich für strenge Sicherheitsregeln ein
Der Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde und ältesten Baptistengemeinde in Frankfurt, Sebastian Gräbe, betonte: „Unsere Gemeinde verzichtet auch weiterhin bewusst auf Präsenzgottesdienste.“ Der Kirchenvorstand arbeite an einem Schutzkonzept, das über die hohen Schutzstandards des Landes Hessen für religiöse Versammlungen hinausgehen werde.
Gräbe erklärte weiter, der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (BEFG) setze sich ebenfalls für strenge Sicherheitsregeln bei religiösen Versammlungen ein. Im BEFG sind nach eigenen Angaben 800 Ortsgemeinden mit 82.000 Mitgliedern zusammengeschlossen.