Frankfurt – Nach mehr als 100 Corona-Infektionen in Folge eines Gottesdienstes der Gemeinde der Evangeliums-Christen-Baptisten in Frankfurt hat sich eine andere Baptistengemeinde in der Mainmetropole offen distanziert. Die von den Infektionen betroffene Gemeinde stehe „weder organisatorisch noch inhaltlich in einer Verbindung zu unserer Kirchengemeinde oder dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland“, erklärte die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde der Baptisten in Frankfurt auf ihrer Homepage. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Montag) hatte zuerst darüber berichtet.
Der Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde und ältesten Baptistengemeinde in Frankfurt, Sebastian Gräbe, betonte: „Unsere Gemeinde verzichtet auch weiterhin bewusst auf Präsenzgottesdienste.“ Der Kirchenvorstand arbeite an einem Schutzkonzept, das über die hohen Schutzstandards des Landes Hessen für religiöse Versammlungen hinausgehen werde. „Solange wir keine größtmöglichen Schutz für unsere Gottesdienstbesucher und Angestellten sicherstellen können, werden wir auch weiterhin keine Präsenzgottesdienste verantworten“, so der Pastor.
Stellungnahme: Hätten besser auf den gemeinsamen Gesang verzichtet
Gräbe erklärte weiter, der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (BEFG) setze sich ebenfalls für strenge Sicherheitsregeln bei religiösen Versammlungen ein. Der Titel „Baptisten“ sei eine Selbstbezeichnung aller Gemeindeströmungen, die eine sogenannte Gläubigentaufe an mündigen Taufbewerbern praktizieren – statt der von den großen Kirchen praktizierten Kindertaufe.
Die Betroffene Gemeinde hat inzwischen eine Erklärung auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Dort heißt es, rückblickend könne gesagt werden, „dass bei der Versammlung separate und kontrollierte Ein- und Ausgänge genutzt wurden, entsprechende Hinweisschilder angebracht waren, ausreichende Desinfektionsmittel zur Verfügung standen und der Abstand von 1,5 m eingehalten wurde. Im Nachhinein betrachtet wäre es für uns angebracht, beim Gottesdienst Mund-Nasen-Schutz-Bedeckungen zu tragen und auf den gemeinsamen Gesang zu verzichten.“
Vereinsvorsitzender und Stellvertreter sind erkrankt
Da es in der Gemeinde viele Familien mit fünf und mehr Kindern gebe, nehme die Anzahl der Ansteckungen zu Hause weiter zu. Die Betroffenen seien in häuslicher Quarantäne. Nach Bekanntwerden der Infektion wurden die Gottesdienste sogleich in das Online-Format überführt. Die Online-Gottesdienste sind für alle über unsere Homepage zugänglich.
„In der entstandenen schwierigen Situation stehen wir in Austausch mit den Gesundheitsbehörden. Wir bitten um Verständnis, dass der Vereinsvorstand in der aktuellen Lage eingeschränkt reaktionsfähig ist, da der Vereinsvorsitzende sich im kritischen Zustand auf der Intensivstation befindet und der Stellvertreter ebenfalls erkrankt ist“, heißt es in der Mitteilung der Gemeinde.
Keine Kirchensteuern
Im BEFG sind nach eigenen Angaben 800 Ortsgemeinden mit 82.000 Mitgliedern zusammengeschlossen. Der BEFG ist auch Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). Dort heißt es, der BEFG unterscheide sich von anderen Kirchen nicht nur durch seine Taufpraxis, sondern auch durch sein Gemeindeverständnis. Im Gemeindeleben werde das „Laienelement“ stark betont.
Nach baptistischem Verständnis gebe es keine kirchliche Handlung, die ausschließlich „Amtsträgern“ vorbehalten wäre. Der BEFG trete für eine Trennung von Staat und Kirche ein und erhebe keine Kirchensteuern, sondern finanziere seine Arbeit ausschließlich durch freiwillige Beiträge und Spenden.