Oberursel – Der Limburger katholische Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, macht sich für Reformen in der katholischen Kirche stark. In einem Interview der Zeitschrift „Publik-Forum“ (Freitag) sagte er mit Blick auf den Reformdialog Synodaler Weg, den die Kirche Anfang 2020 in Frankfurt begonnen hat: „Da haben Katholikinnen und Katholiken, die einen Querschnitt unserer Kirche abbilden, begonnen, sich untereinander zu vergewissern, was heute katholisch zu nennen ist. Wenn es darum geht, stehe ich ganz auf der Seite der Visionäre.“ Die Frauenfrage bezeichnete er bei diesem Reformprozess als zentral.
Bätzing betonte: „Wir Bischöfe haben den Synodalen Weg beschlossen und gehen ihn mit. Am Ende wird es im Sinne der Beschlüsse Koalitionen geben, die Veränderungen setzen.“ Dazu gehöre etwa die Zulassung von Christen anderer Konfessionen zur Eucharistiefeier aufgrund ihrer Gewissensentscheidung. „Christinnen und Christen können mit guten Argumenten und nach eigenem Gewissen entscheiden, an der Eucharistie- oder Abendmahlsfeier der je anderen Konfession teilzunehmen“, so Bätzing. „Weil es im Sinngehalt dessen, was wir glauben und feiern, doch mittlerweile so viel Übereinstimmung gibt“, fügte er hinzu.
Bätzing: Über die Frage der Weihe von Frauen sollte weiter gesprochen werden
Zur Frage, ob Frauen auch Weiheämter in der katholischen Kirche bekleiden könnten, sagte Bätzing: „Mehrere Päpste haben betont, die Frage der Zulassung von Frauen zum Priesteramt sei eine geschlossene Frage. Da macht auch Papst Franziskus keine Ausnahme.“ Über die Frage der Weihe von Frauen sollte nach seiner Ansicht aber weiter gesprochen werden. „Denn die Frage ist da, mitten in der Kirche! Im Gottesvolk werden die Argumente für das ‚Nein‘ zur Frauenordination vielfach nicht mehr angenommen.“ Er sei „sehr dafür, die Erkenntnisse und Entschlüsse, die wir auf dem Synodalen Weg sammeln – auch hinsichtlich der Frau und des Amtes -, nach Rom zu transportieren, auf die Ebene der Gesamtkirche.“
Bätzing sagte weiter, nicht wenige Menschen litten darunter, „dass ihre Beziehung nicht die volle kirchliche Anerkennung erfährt, etwa weil sie wiederverheiratete Geschiedene sind oder in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben“. Sie warteten auf Zeichen der Kirche. Bei Fragen der menschlichen Sexualität und Partnerschaft gebe es seit Jahrzehnten „einen tiefen Graben zwischen den gelebten Realitäten und der Lehre der Kirche“. Die verkündete kirchliche Botschaft komme bei vielen Menschen nur als Verbotsmoral an. „Ich hoffe, wir werden bestimmte Formulierungen, wie sie im Katechismus den jetzigen Stand der Lehre spiegeln, weiterentwickeln“, so Bätzing. Reform-Initiativen wie Maria 2.0 und „Wir sind Kirche“ sind nach Bätzings Worten „Teil der Kirche“. Er fügte hinzu: „Das sind unsere Leute!“
Aufmerksamkeit für die Qualität von Gottesdienst in Corona-Krise hoch
Die Aufmerksamkeit für die Qualität von Gottesdienst war nach Bätzings Einschätzung selten so hoch wie in der Corona-Krise. „Ich stelle mich in diesen Wochen oft Gottesdienst-Mitfeiernden im Streaming, in einer Art und Weise, wie ich sie aus dem gewöhnlichen Leben nicht kenne. Die Leute melden direkt zurück, was ihnen zusagt und was nicht. Das kennen wir sonst gar nicht!“ Er empfinde das als Herausforderung, sich zu verändern.