Caritas-Präsident fordert Hartz-IV-Aufstockung

Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, fordert angesichts der Corona-Krise eine schnelle und deutliche Aufstockung des Hartz-IV-Regelsatzes. „Der Hartz-IV-Satz ist grundsätzlich zu niedrig. Unsere Berechnungen haben ergeben, dass er zwischen 70 und 80 Euro höher sein müsste, hier muss dringend aufgestockt werden. Die Krise verschärft die Situation noch,“, sagte Neher der Funke-Mediengruppe (Sonntag).

Caritas-Präsident Dr. Peter Neher. (Foto: obs/Deutscher Caritasverband e.V.)

Einen wie von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) vorgeschlagenen Familienbonus lehnt Neher dagegen ab. „Es ist wichtig, dass der Staat nicht mit der Gießkanne Gelder verteilt, denn es ist immer noch das Geld der Bürger und das muss sinnvoll und gezielt eingesetzt werden. Aber Einzelne, die das Geld bitter nötig haben, könnten einen solchen Zuschlag gut gebrauchen“, sagte der Caritas-Präsident. Er warnte davor, dass sich durch die Krise die sozialen Ungleichheiten weiter verschärfen. So hätten arme Familien, die staatliche Unterstützung beziehen, kaum Geld für Schutzmasken und Desinfektionsmittel.

In der Pflege dringt Neher auf eine bessere Vergütung. Statt einer Bonuszahlung brauche es eine „angemessene Bezahlung“, die über „adäquate Tarife“ erfolgen müsse. „Eine einmalige Sonderzahlung kann doch nicht die Lösung sein“, sagte er. Auch würde die Bonuszahlung einzelne Bereiche wie etwa die Pflege von Menschen mit Behinderungen ausklammern.

Mit Blick auf den Pfingst-Feiertag warb Neher dafür, Angehörige in Alten- und Pflegeheimen zu besuchen. „Dort, wo es möglich ist, wo Schutzkonzepte vorhanden sind und Räume der Begegnung geschaffen wurden, sind Besuche zu empfehlen“, sagte er. Dies sei sowohl im Interesse der Heimbewohner als auch der Angehörigen. „Denn auch für sie war es eine sehr schwere Phase“, sagte der Präsident des katholischen Sozialverbandes.