Während sich manche Gemeinden wegen der Corona-Einschränkungen auf festliche Gottesdienste in ihren Kirchen beschränkten gingen andere vor die Tür- und brachten den Fronleichnams-Segen in Mini-Prozessionen zu den Menschen. Bischof Overbeck predigte im Essener Dom: „In der Eucharistie ist Christus selbst da, unabhängig von unserer persönlichen gläubigen Haltung.“
Ohne straßenfüllende Prozessionen, dafür mit festlichen Gottesdiensten – zum Teil unter freiem Himmel – und vielen kreativen Ideen haben am Donnerstag tausende Katholiken im Bistum Essen das Fronleichnamsfest gefeiert. Während sich manche Gemeinden wegen der coronabedingten Einschränkungen auf Gottesdienste in ihren Kirchen beschränkten, feierten zum Beispiel die Christen der Gelsenkirchener Pfarrei St. Joseph in Schalke eine Messe in der Glückaufkampfbahn – und auch im Jugendhaus St. Altfrid in Essen-Kettwig beteten die Gläubigen auf dem Sportplatz in einem großen Rund von Bierzelt-Bänken.
Die Bottroper Pfarrei St. Joseph hatte für ihre Mitglieder Texte und Lieder vorbereitet, um Fronleichnamsgottesdienste zuhause zu feiern, und die Oberhausener Pfarrei St. Pankratius hatte Kinder und Jugendliche eingeladen Bilder zum Thema „Jesus ist für mich …“ zu malen, um damit Zäune von Pfarreigrundstücken im Stadtteil zu schmücken.
Zwei Prozessionen mit jeweils zehn Teilnehmern
Zu zwei Prozessionen mit jeweils nur zehn Teilnehmern mit besonderen sozialen Akzenten hatten sich die Duisburger Gemeinde St. Barbara und die Bochumer Propsteipfarrei Peter und Paul auf den Weg gemacht. Jeweils im Anschluss an den Gottesdienst zogen am Donnerstag-Vormittag im Duisburger Norden zusammen mit Generalvikar Klaus Pfeffer und in Bochum gemeinsam mit Propst Michael Ludwig Messdiener, Kirchenmusiker und weitere Gemeindemitglieder durch die Straßen.
Zum Teil in liturgischen Gewändern, geschmückt mit Fahnen und ausgestattet mit Weihrauch brachten die Prozessionen mit Liedern und Gebeten den sogenannten Eucharistischen Segen – mit der geweihten Hostie in der Monstranz – zu Menschen in Altenheimen, Krankenhäusern und anderen sozialen Einrichtungen. Lagen in Duisburg-Röttgersbach und Umgebung ein inklusives Wohnprojekt und ein Altenheim auf der Route, zogen die Bochumer Katholiken mehr als drei Stunden lang durch ihre Innenstadt – unter anderem auch durch den Hauptbahnhof.
Bischof predigt über Eucharistiefeien in Corona-Krise
In seiner Predigt im Essener Dom hat Bischof Franz-Josef Overbeck angesichts des nach wie vor sehr eingeschränkten gottesdienstlichen Lebens in den Gemeinden des Ruhrbistums auf die Bedeutung der Heiligen Messe für die Katholiken verwiesen. „Wir sind der tiefen Überzeugung: in der Eucharistie ist Christus selbst da, unabhängig von unserer persönlichen gläubigen Haltung“, sagte Overbeck im Essener Dom. Dabei sei für viele Katholiken ein wichtiger Grund zur Messe zu gehen der soziale, „weil Menschen mit anderen im Herzen berührt werden wollen“, so Overbeck.
„Darum bleibt uns allen auch die Weise fremd, wie wir zurzeit die Eucharistie feiern, Abstände halten und Hygienemaßnahmen durchführen müssen“, das Gemeinschaftliche in seiner unbeschwerten und intensiven Art fehle. Wenn Christen in der Öffentlichkeit ihren Glauben bekennen, bestimme dieser schon lange nicht mehr das ganze Leben, gebe aber „ein Beispiel für die Möglichkeit gelingenden Lebens“, so Overbeck.
Plädoyer für Miteinander in der Ökumene
„Am dichtesten gilt dies für uns in der Eucharistie, aber auf andere Weise genauso dicht in allen Menschen, vor allem in den Armen und Notleidenden und denjenigen, die unsere solidarische und freundschaftliche Hilfe im Alltag benötigen“, hob der Bischof das Nebeneinander von Gebet und tätiger Nächstenliebe hervor. Auch mit Blick auf viele Katholiken, die derzeit nicht in der Form Messe feiern können, wie es ihnen zusagt, betonte Overbeck: „Es gibt Zeiten, da ist das Wesentliche das Wort Gottes oder eine ganz einfache Messfeier oder ganz viel Stille oder schlicht ein privates Gebet. Es kann aber auch Zeiten geben, wo große Gottesdienste, angerührte Herzen, lebendige Erfahrungen von Gemeinschaft mit vielen helfen, zu glauben“, so der Bischof.
Es könne aber auch Zeiten geben, „da ein gläubiger Mensch einfach treu lebt, weil ihm das, was ihm wertvoll ist, eine Zeit lang nichts mehr sagt oder nichts mehr sagen kann. Das sind dann Zeiten von Kampf, aber auch von Aushalten.“ Overbeck plädierte zudem für ein weiter wachsendes, wertschätzendes Miteinander in der Ökumene.
„Achtung vor den Unterschieden“
Die Kirchen würden die Unterschiede im Verstehen von Eucharistie und Abendmahl „in den nächsten Jahren nicht einfach überspringen, aber doch in einem geteilten Glauben mehr eins werden können, wenn das, was die andere Konfession jeweils tut und bekennt, nicht nur als Gegensatz zum jeweils eigenen kirchlichen Glauben verstanden, sondern als diesen ergänzend begriffen wird“, sagte der Bischof. „In Achtung vor den Unterschieden können so die Gemeinsamkeiten wachsen. Davon lebt in unserer Welt auch unsere Glaubwürdigkeit.“