Vatikanstadt – Papst Franziskus hat das Gebaren von Finanzjongleuren verurteilt. In seiner am Samstag veröffentlichten Botschaft zum Welttag der Armen, kritisiert er „Gleichgültigkeit und Zynismus“ jener, die „über eine Computertastatur Geldbeträge von einem Teil der Welt in einen anderen verschieben“ und damit den „Reichtum von Oligarchien“, das „Elend von Massen oder den Konkurs ganzer Nationen bestimmen“. Ebenso prangert das katholische Kirchenoberhaupt Korruption, staatliche Willkür sowie Waffen- und Drogenhandel an.
Es handle sich um „harte, aber leider wahre Worte“, sagte Kurienerzbischof Rino Fisichella bei der Vorstellung des achtseitigen Dokuments. Immer noch mangle es vielfach an sozialer Verantwortung, mit der Folge, dass „Gebiete extremer Armut überproportional wachsen“.
Ergebnisse der medizinischen Forschung allgemein zugänglich zu machen
Mit Blick auf die weltweite Corona-Pandemie forderte Fisichella, die Ergebnisse der medizinischen Forschung allgemein zugänglich zu machen. Impfstoffe dürfe es nicht nur für einige wenige geben, wie dies teilweise mit Medikamenten gegen HIV/Aids geschehen sei. Der Erzbischof fügte hinzu: Durch die Pandemie seien auch Menschen von Armut betroffen, die vorher nie damit gerechnet hätten.
Papst Franziskus hatte den Welttag der Armen 2016 eingeführt. Er wird jeweils am zweiten Sonntag vor dem ersten Advent begangen. Die Botschaft dazu wird meist schon im Juni veröffentlicht. Als Publikationsdatum wählte der Papst diesmal den Namenstag des Patrons der Armen, Antonius von Padua (1195-1231). In diesem Jahr fällt der Welttag der Armen auf den 15. November. Das Leitwort „Streck dem Armen deine Hand entgegen“ ist dem Buch Jesus Sirach im Alten Testament entnommen.
Nach den Worten von Franziskus zeigt sich in der Corona-Pandemie der besondere Wert des Einsatzes für Benachteiligte und Schwache. „Wir haben das Bedürfnis nach neuer Geschwisterlichkeit vertieft, die zu wechselseitiger Hilfe und Achtung fähig ist.“ Dem Armen die Hand entgegenzustrecken sei keine bloße Option, sondern eine Bedingung für wahrhaft gelebten Glauben, fügt er unter Anspielung auf das Motto des Welttags hinzu.
In seiner Botschaft erinnert Franziskus an die „ausgestreckten Hände“ von Pflegerinnen und Ärzten, Verwaltungsmitarbeitern und Apothekern, Priestern, Freiwilligen und anderen in der Corona-Pandemie. „Die Hand entgegenzustrecken lässt vor allem den, der es tut, entdecken, dass wir fähig sind, Dinge zu vollbringen, die dem Leben Sinn verleihen“, so der Papst weiter.
Das Engagement zugunsten von Armen und Benachteiligten dürfe weder von der verfügbaren Zeit oder von privaten Interessen abhängen „noch von blutleeren Pastoral- und Sozialprojekten“, mahnt Franziskus. Die Belange der Schwachen im Blick zu behalten sei „schwierig, aber notwendiger denn je“, schreibt er in seiner Botschaft. Es komme nicht auf Worte an, sondern auf Taten.
Von Roland Juchem (KNA)