Augsburg – Nach der Ankündigung von Bund und Ländern, im neuen Schuljahr zum normalen Unterrichtsbetrieb zurückzukehren, fordert der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, verpflichtende Wissenstests für alle Schüler. „Ich bin dafür, dass nach den Sommerferien bei jedem Schüler der Leistungsstand erhoben wird“, sagte Meidinger der „Augsburger Allgemeinen“ (Freitag).
Sollten gravierende Wissenslücken festgestellt werden, empfiehlt Meidinger zusätzlichen Förderunterricht: „Für Schüler mit starken Defiziten muss es verpflichtende Förderangebote geben, die zum Beispiel am Nachmittag stattfinden können.“ Um ein solches Zusatzangebot zu stemmen, bräuchten die Schulen zusätzliches Personal, betonte der Lehrerverbands-Chef. Schon zu Beginn des Unterrichts daheim Mitte März hatten Bildungsforscher davor gewarnt, dass die Leistungen gerade von sozial schwachen Schülern weiter abfallen könnten.
Am Donnerstagabend hatte die deutsche Kultusministerkonferenz bekräftigt, dass spätestens zum neuen Schuljahr der Regelbetrieb an Schulen wieder aufgenommen werden soll. Für Meidinger kommt die Ankündigung zu früh. „Es war voreilig, die Rückkehr zum schulischen Regelbetrieb ab Herbst in dieser Absolutheit anzukündigen“, kritisierte er. „Da machen die Kultusminister den zweiten Schritt vor dem ersten.“ Man hätte zunächst „ganz klar verantwortbare Bedingungen schaffen“ und danach erst die Rückkehr zum Regelbetrieb ankündigen müssen, sagte Meidinger.
Verantwortlich für die seiner Meinung nach voreilige Entscheidung macht Meidinger den Druck, der auf den Kultusministern laste. „Natürlich stehen die Kultusminister unter einem wahnsinnigen Druck ihrer Ministerpräsidenten, aber auch der mit zusätzlicher Kinderbetreuung belasteten Eltern und der Wirtschaft, die einen Vorteil daraus zieht, wenn die Kinder ihrer Mitarbeiter wieder in der Schule betreut werden. Ich werfe der Kultusministerkonferenz vor, sich diesem Druck zu schnell und ohne eigenes Konzept gebeugt zu haben.“