Gütersloh/Düsseldorf – Der Corona-Ausbruch bei der Firma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück steht offenbar auch im Zusammenhang mit einem Gottesdienst. Im Rahmen der Recherche bei Infizierten sei ein Ausbruchsgeschehen auf den Besuch einer Kirche in Herzebrock-Clarholz zurückzuführen gewesen, teilte der Kreis Gütersloh am Donnerstag mit. Danach besuchten mehrere Infizierte, die einen direkten Bezug zum Unternehmen Tönnies hätten, einen Gottesdienst am 17. Mai.
Eine genaue Ursache für den Eintrag des Coronavirus in die Firma Tönnies lasse sich aber nicht exakt und zweifelsfrei benennen, betonte der Kreis. Die Gemeinde habe ein sehr großes Einzugsgebiet und es sei nicht klar, von welchem Patienten die Ausbreitung der Krankheit ihren Ausgang genommen habe. Zur Aufklärung des Ausbruchsgeschehens solle nun das Robert-Koch-Institut beitragen.
Einen Bericht des Portals „t-online.de“, wonach der Gottesdienst „ein entscheidender Moment“ für das Infektionsgeschehen im Schlachthof gewesen sein könnte, bestätigte der Kreis Gütersloh nicht. Auch das NRW-Gesundheitsministerium wies entsprechende Darstellungen auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zurück.
Staatssekretär Edmund Heller (CDU) habe in einer Sondersitzung des Gesundheitsausschusses am Donnerstagmorgen zwar ein Ausbruchsgeschehen im Kreis Gütersloh erwähnt, das im Zusammenhang mit einer kirchlichen Veranstaltung gestanden habe. Einen ursächlichen Zusammenhang zu dem aktuellen großen Ausbruch bei der Firma Tönnies habe er aber ausdrücklich nicht hergestellt. Vielmehr habe er das besondere Interesse des Ministeriums an einer Ursachenaufklärung betont. Die Firma Tönnies ließ eine KNA-Anfrage zu dem Thema unbeantwortet.
In dem Fleischbetrieb in Rheda-Wiedenbrück wurden in den vergangenen Tagen mehr als 1.500 Arbeiter positiv auf das Coronavirus getestet. Daraufhin wurde zunächst bis zum 30. Juni ein eingeschränkter Lockdown für die Kreise Gütersloh und Warendorf verhängt. Gottesdienste dürfen dort aber weiterhin stattfinden.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte sich früh dafür eingesetzt, Gottesdienste wieder möglich zu machen. Seit Anfang Mai halten die Gemeinden in NRW wieder Gottesdienste mit Besuchern – allerdings unter Hygiene- und Abstandsregeln.