Erzbischof Heße: Flüchtlinge in Corona-Pandemie nicht vergessen

Der katholische Flüchtlingsbischof Stefan Heße hat erneut davor gewarnt, angesichts der Corona-Pandemie die Flüchtlinge zu vergessen. „Die Gefahr ist groß. Die Schwächsten trifft es in dieser Krise am härtesten“, sagte der Hamburger Erzbischof in einem Interview der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“ (Donnerstag). „Wir als Kirchen haben den Auftrag, dort genau hinzuschauen.“ Besonders gefährdet seien Jugendliche, Kranke und Frauen auf den griechischen Inseln.

Es brauche auch einen „politischen Willen“, Flüchtlinge aufzunehmen. Dieser sei momentan noch nicht ausreichend vorhanden. Darüber habe er kürzlich auch mit der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz, gesprochen. „Man sieht das Problem zwar – und ich glaube auch, dass sich etwas tut.“ Aber es müsse mehr passieren. Das Problem müsse auf europäischer Ebene gelöst werden, sagte Heße. Seit Mittwoch hat Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft inne.

Legale und sichere Wege der Migration nötig

„Es braucht eine gemeinsame Flüchtlingspolitik in Europa, die menschenwürdig und solidarisch ist.“ Nötig seien außerdem legale und sichere Wege der Migration, forderte der Erzbischof. „Ein großes Anliegen sind für mich die Resettlement-Programme, also die dauerhafte Aufnahme besonders schutzbedürftiger Flüchtlinge.“ Heße appellierte an Politik und Verwaltung, diese Programme so rasch wie möglich wieder aufzunehmen. „Denn eines ist klar: Die Pandemie wird uns noch einige Zeit begleiten.“

Jeder sei in der Pflicht, nicht nur die CDU mit dem „C“ im Namen, betonte Heße. „Aber wer das C im Namen führt, ist besonders dazu aufgefordert. Denn damit verbindet sich, dass wir in jedem Menschen ein Ebenbild Gottes sehen. Das C steigert die Verantwortung, die wir füreinander tragen.“

Lage ist insgesamt komplex

Mit Blick auf den fünften Katholischen Flüchtlingsgipfel der Deutschen Bischofskonferenz Ende Juni sagte Heße, dass die Lage insgesamt komplex sei. Er warb für Begegnungen mit Flüchtlingen. Und: „Wir unterstützen die Familienzusammenführung ideell und auch praktisch. Familie ist der Schlüssel für Integration.“ Deshalb sei er froh, dass sich alle deutschen Diözesen für die Familienzusammenführung einsetzten. Sie finanzierten Kosten und Personal in Beratungsstellen.

kna