Rio de Janeiro – In Brasilien sind laut der Indigenenvereinigung Apib 10.341 Indigene mit dem Coronavirus infiziert. 408 Indigene seien bereits gestorben, berichten brasilianische Medien (Donnerstagabend Ortszeit). Binnen eines Monats ist die Zahl der Infizierten damit um 500 Prozent gestiegen.
Die staatliche Indigenen-Gesundheitsbehörde Sesai nennt niedrigere Zahlen; sie zählt in Städten lebende Indigene nicht mit. Robson Santos von der Sesai sagte dem Portal G1, die Behörde beziehe ausschließlich Informationen ihrer Gesundheitsposten innerhalb der Indigenengebiete.
Fünfmal höhere Infektionswahrscheinlichkeit
Derzeit am stärksten betroffen ist den Apib-Angaben zufolge das Volk der Xavante. Zwischen 25. Juni und 2. Juli seien 31 Indigene dieses Volkes gestorben. Laut einer Untersuchung der Bundesuniversität im südbrasilianischen Pelotes weisen Indigene eine fünfmal höhere Infektionswahrscheinlichkeit auf als Weiße. Während demnach 1,1 Prozent der getesteten weißen Bevölkerung positiv war, waren es bei den Indigenen 5,4 Prozent. Dabei wurden nur Stadtbewohner und keine Indigene aus Waldgebieten getestet.
Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft im nördlichen Teilstaat Roraima am Donnerstag Ermittlungen gegen Angehörige der Streitkräfte und Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums eingeleitet. Sie sollen ohne Genehmigung und vorherige Quarantäne die Indigenengebiete Raposa Serra do Sol und Terra Indigena Yanomami betreten und dort Indigene mit dem Malariamittel Chloroquin behandelt haben. Der Einsatz des Mittels gegen Covid-19 ist unter Experten umstritten. Die Indigenen hatten sich zudem in freiwilliger Isolierung befunden.