Berlin. Im Streit über die geplante Umwandlung der Hagia Sophia in Istanbul von einem Museum in eine Moschee hat die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan scharf kritisiert. „Die taktischen Politikspiele eines Präsidenten, der konservative Muslime beeindrucken will, sind erbärmlich“, schreibt Käßmann in der „Bild am Sonntag“. „Nach 85 Jahren wird die Hagia Sophia dazu missbraucht, Macht zu demonstrieren und Zwietracht zu säen. Erdogan spricht von einer ‚Auferstehung‘. Das ist eine gezielte Provokation.“
Käßmann fügte hinzu: „Sophia ist der griechische Begriff für Weisheit.“ Wäre Erdogan ein weiser Staatsführer, würde er versöhnen und nicht spalten wollen. Sie fürchte, die Hagia Sophia werde zum Symbol für Ausgrenzung. Erdogan zerstöre „ein Symbol für das friedliche Miteinander von Christentum und Islam“. Auch andere Kirchenvertreter hatten in den vergangenen Tagen die geplante Umwandlung kritisiert.
Seit 1934 ‚Museum
Die Hagia Sophia wurde 537 als Reichskirche des griechisch-orthodoxen Kaiserreichs Byzanz geweiht und war die größte Kirche des Christentums. Nach der Eroberung Konstantinopels, des heutigen Istanbul, durch die Osmanen wurde sie 1453 zur Moschee umgewandelt und mit Minaretten versehen. Der laizistische Republikgründer Mustafa Kemal Atatürk machte das Gotteshaus 1934 zum Museum.