Nach Feuer: Jahrelange Arbeiten an Kathedrale in Nantes nötig

Nach dem Großbrand in der KathedraleGroßbrand in der Kathedrale von Nantes stehen nach Experteneinschätzung jahrelange Arbeiten in dem Gotteshaus an. Zudem stehe die Frage nach der Finanzierung im Raum, sagte die frühere Kölner DombaumeisterinBarbara Schock-Werner am Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Nun müssten erst einmal der Schutt beiseite geräumt, Schäden festgestellt und entrußt werden.

Die Kathedrale von Nantes (Foto: © Julen Arabaolaza | Dreamstime.com)

Die Kathedrale von Nantes (Foto: © Julen Arabaolaza | Dreamstime.com)

Auch müsse geprüft werden, ob die durch das Feuer verursachte Hitze zu einem Ausglühen des Gewölbes geführt habe. Mit rund 38 Metern Höhe gehört es zu den höchsten Kathedralgewölben Frankreichs. Wegen dieser Höhe sei es tatsächlich möglich, dass es keinen Schaden genommen habe, erklärte Schock-Werner. Sie ist die Koordinatorin der deutschen Hilfe für den Wiederaufbau der Pariser Kathedrale Notre-Dame.

„Orgeln brennen wie Zunder“

Das Feuer von Samstag hat die große Orgel des Gotteshauses vollständig zerstört. Nun müssten Experten daher auch prüfen, ob es möglicherweise eine Kontamination mit Blei in der Kathedrale gebe. „Orgeln brennen wie Zunder“, betonte Schock-Werner.

Dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de. hatte sie am Samstag gesagt, dass Orgelbrände „immer ganz besonders gefährlich“ seien. „Orgeln sind einfach das brennbarste Material, das es in Kirchen gibt.“ Sie seien sehr brandanfällig, weil dort viel Holz und Blei sei, das gut brenne. „An sich gibt es ja nicht so viel brennbares Material im Innern der Kathedrale. Neben der Orgel vielleicht der eine oder andere hölzerne Altar.“ Allerdings seien in der Kathedrale in Nantes keine mittelalterlichen Altäre mehr. „Die hat die Französische Revolution entfernt“, sagte Schock-Werner domradio.de. Aber es gebe Stühle, die im Innern der Kathedrale brennen könnten.

Bätzing entsetzt

Nach dem Feuer in der Kathedrale im französischen Nantes hat sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, entsetzt gezeigt. „Nantes und die herausragende kulturelle Tradition Frankreichs haben schweren Schaden genommen“, schreibt Bätzing in einem Brief an den Diözesanadministrator Francois Renaud. „Aber mehr noch: Ihre Bischofskirche ist Zeugnis der Gottesverehrung über die Jahrhunderte hinweg. Sie zeigt, wer wir als Europäer sind, was uns prägt und ausmacht. Darum schmerzt es besonders, diese Kirche brennen zu sehen“, betont Bätzing.

Die Kathedrale sei „eine Meisterleistung des Kirchenbaus der Spätgotik, der Beleg einer großen französischen und europäischen Bautradition“, so Bätzing. „In dieser schweren Stunde bin ich Ihnen und Ihrer Diözese im Gebet verbunden und darf Ihnen versichern, dass die Deutsche Bischofskonferenz an Ihrer Seite steht.“ Französische Ermittler ziehen Brandstiftung in der Kathedrale in Betracht.

Nach Brand in Kathedrale: Polizei in Nantes nimmt Mann fest

Nach dem Brand in der Kathedrale von Nantes hat die französische Polizei einen Mann festgenommen. Es handele sich um einen 39 Jahre alten ehrenamtlichen Mitarbeiter der Diözese, berichteten französische Medien am Sonntag. Zu seinen Aufgaben gehöre es, die Kathedrale abzuschließen. Für Schlussfolgerungen sei es aber zu früh, erklärte der zuständige Staatsanwalt Pierre Sennes. Die Ermittler wollten jetzt klären, ob es „Widersprüche“ im geschilderten Tagesablauf des Mannes gebe.

Bei ersten Untersuchungen nach dem Brand der Sankt-Peter-und-Paul-Kathedrale am Samstagmorgen waren keine Einbruchsspuren gefunden worden. Da das Feuer an drei weit voneinander entfernt liegenden Stellen in der Kirche ausgebrochen war, gehen die Ermittler jedoch bisher von Brandstiftung aus. Techniker untersuchen aber auch die Elektrik in der Kathedrale.

Teil des religiösen Erbes

Die Flammen zerstörten die große Orgel über dem Westportal der spätgotischen Kirche vollständig, hieß es von der Feuerwehr. Außerdem verbrannten Kunstobjekte, Kirchenfenster zerbarsten durch die Hitze. Mehr als 100 Feuerwehrleute waren bei den Löscharbeiten am Samstag im Einsatz. Mit dem Brand sei ein wichtiger Teil des religiösen Erbes und ein Symbol des katholischen Glaubens zerstört worden, bedauerte die französische Bischofskonferenz.

kna