Freiburg. Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) haben den gestorbenen Theologen Eberhard Schockenhoff gewürdigt.
„Es war ein tragischer Unfall“, sagte sein Bruder, der Jurist Martin Schockenhoff der Ludwigsburger Kreiszeitung. Sein Bruder sei zu Hause gewesen und habe Besuch gehabt, als er gestürzt sei. Doch selbst sofortige Hilfe habe Eberhard Schockenhoff nicht retten können.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hob am Sonntag Schockenhoffs „visionäre Kraft in seinem theologischen Forschen und Reden ebenso wie seine bemerkenswerte analytische Brillanz“ hervor. ZdK-Präsident Thomas Sternberg brachte „hohe Wertschätzung und tief empfundenen Dank“ zum Ausdruck. Der 67 Jahre alte Freiburger Professor war am Samstag in Freiburg an den Folgen eines Unfalls gestorben. Schockenhoff, der lange dem Deutschen Ethikrat angehört hatte, war einer der renommiertesten deutschen Theologen.
Bätzing: Nie mit einem erhobenen Zeigefinger gelehrt
Bätzing betonte, Schockenhoff habe nie mit einem erhobenen Zeigefinger gelehrt oder in Verbotskategorien gedacht. Der Bischof bezeichnete Schockenhoffs wissenschaftliches Gesamtwerk „als eine menschendienliche Moraltheologie“. Auch Sternberg erklärte, Schockenhoff habe eine zeitgerechte Sexualmoral entwickelt, „die von den Menschen verstanden wurde“. Schockenhoffs Denken sei in der Gegenwart verankert, aber nicht gegen die Traditionen der Kirche gerichtet gewesen.
Geboren 1953 in Stuttgart studierte er Theologie, zunächst in Tübingen, dann in Rom, wo er 1978 zum Priester geweiht wurde. Er promovierte bei Alfons Auer und war Assistent des späteren Kurienkardinals Walter Kasper in Tübingen. Anfang der 1990er wurde Schockenhoff als Professor für Moraltheologie nach Regensburg berufen, 1994 wechselte er nach Freiburg.
Mitglied des Ethikrats
Seit 2001 war Schockenhoff Mitglied des Nationalen Ethikrats, von 2008 bis 2016 des Deutschen Ethikrats, dessen Vizevorsitzender er vier Jahre war. 2016 übernahm er die Präsidentschaft des Katholischen Akademischen Ausländerdienstes (KAAD) und war in vielen weiteren kirchlichen Gruppen und Zusammenhängen engagiert. Besonders bei Lebenswissenschaften und Bioethik war Schockenhoff ein gefragter Experte.
Schockenhoff veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Studien, bei denen er auf aktuelle gesellschaftliche und politische Themen einging. Beispielsweise beschäftigte er sich mit medizinethischen Fragen und skizzierte Grundzüge einer Friedensethik im Zeitalter der neuen Aufrüstung. 2007 erschien seine breite Studie zur „Theologie der Freiheit“.
Innerkirchlicher Vermittler
Innerkirchlich war Schockenhoff ein wichtiger Vermittler und Ansprechpartner. So engagierte er sich für eine Sexualethik, die sich an den verschiedenen Lebenswirklichkeiten orientiert und sich nicht auf starre Normen fokussiert. Auch in den aktuellen Beratungen über die Zukunft von Kirche und Seelsorge in Deutschland, dem Gesprächsprozess Synodaler Weg, beteiligte sich Schockenhoff an zentraler Stelle.
Eberhard Schockenhoff wuchs mit drei Brüdern auf. Sein Bruder Martin ist Jurist und engagiert sich ebenfalls stark in der Reformbewegung der katholischen Kirche. Sein Bruder Andreas Schockenhoff war CDU-Bundestagsabgeordneter und sorgte 2011 für Schlagzielen, als er er seine Alkoholkrankheit öffentlich machte. Er 2014 starb er infolge eines Herzinfarkts.