Paderborn. Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker hat sich gegen Perfektionsstreben in der Gesellschaft gewandt. „Die Erfahrungen der letzten fünf Monate haben uns erkennen lassen, wie sehr wir gefährdet sind“, sagte er am Samstag laut Manuskript zur Eröffnung des Libori-Festes im Paderborner Dom. „Wir stehen an einer Schwelle, wo unser Steigerungswahn des Immer-höher, -tiefer, -mehr, -weiter und -schneller eine Schallgrenze erreicht hat.“ Becker leitete eine Prozession, bei der die Gebeine des heiligen Liborius aus der Domkrypta geholt wurden. Dabei erklang der traditionelle Libori-Tusch – wegen der Corona-Krise und der Abstandsregeln spielten jedoch nur wenige Bläser.
Das Patronatsfest des Erzbistums steht in diesem Jahr unter dem Motto „Friede auf Erden“. Die übliche Kirmes in der Stadt ist wegen der Pandemie abgesagt, die kirchlichen Feierlichkeiten finden unter Auflagen statt. So sind nur rund 130 Besucher im Dom zugelassen. Prozessionen entfallen. Die Gottesdienste werden live im Internet sowie in der Universitäts- und Marktkirche, der Gaukirche und der Busdorfkirche gezeigt. Der Bischof des französischen Partnerbistums Le Mans, Yves Le Saux, bekräftigte den Bund zwischen beiden Diözesen per Video-Botschaft.
Corona-konformes Programm
Der heilige Liborius, gestorben 397, ist Patron des Erzbistums und der Stadt Paderborn. Seit 836 feiern die Westfalen ihm zu Ehren ein Fest. Damals geschah die Überführung der Gebeine des Heiligen, der Bischof im französischen Le Mans war, nach Paderborn. So entstand eine der ältesten Städtepartnerschaften. In den vergangenen Jahren kamen jeweils mehr als eine Millionen Besucher zu Libori nach Paderborn.
Zu dem Fest gibt es in diesem Jahr ein Corona-konformen Programm. So veröffentlicht das Erzbistum von Montag bis Sonntag je einen spirituellen Impuls auf seiner Homepage. Libori endet am Dienstag mit einer Abschlussandacht, in der die Reliquien wieder in die Krypta gebracht werden.