Magdeburg – Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat das umstrittene Vatikan-Papier zu Gemeindereformen und Pfarrei-Leitungen mit deutlichen Worten kritisiert. „Als Lernende nehmen wir Anregungen gern an“, schreibt Feige in einem am Montag veröffentlichten Brief an die Gläubigen seines Bistums. „Als Bischof lasse ich mich von deren restriktiven Anordnungen aber nicht lähmen und blockieren, da vieles darin ziemlich wirklichkeitsfern ist – besonders was unsere extreme Diaspora-Situation betrifft, die man sich offenbar gar nicht vorstellen kann – und auch keinerlei positive Lösungsmöglichkeiten angesichts des noch größer werdenden Priestermangels aufgezeigt werden.“
Weiter führte Feige aus: „Sicher war es nicht die bewusste Absicht der Kleruskongregation, unter den noch gutmütigen Christen ‚das geknickte Rohr zu zerbrechen und glimmenden Docht auszulöschen‘, dennoch hinterlässt die Instruktion neben Ratlosigkeit und Verärgerung auch großen Schaden.“ Manche werde sie demotivieren, sich für die katholische Kirche überhaupt noch einzusetzen, so der Bischof.
Kirche werde sich dramatischer verändern als bisher
An die Gläubigen seines Bistums appellierte er: „Lassen Sie sich nicht entmutigen. Suchen wir gemeinsam nach verantwortbaren und verkraftbaren Möglichkeiten, damit Kirche in unserem Bistum auch weiter lebendig bleibt und ihrer missionarischen Sendung gerecht werden kann.“
Feige erklärte, die Gestalt von Kirche werde sich noch dramatischer verändern als bisher: „Da hilft es kein bisschen weiter, nur hehre Prinzipien heraufzubeschwören und auf kirchenrechtliche Vorgaben zu verweisen.“ Stattdessen müsse unter Beachtung der theologischen und personellen, regionalen und ökonomischen Rahmenbedingungen verantwortungsbewusst und einfühlsam sowie kreativ und mutig überlegt, besprochen und entschieden werden, in welcher Form Pfarreien und Gemeinden in Zukunft bestehen können.
Kirchenvertreter kritisieren Papier als rückwärtsgewandt
Die Instruktion „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ hebt unter Berufung auf das Kirchenrecht die Rolle des Pfarrers hervor. Bestrebungen, die Leitung von Pfarreien beispielsweise Teams aus Priestern und kirchlich Engagierten anzuvertrauen, widerspricht das Schreiben direkt.
Zahlreiche Kirchenvertreter und Theologen in Deutschland, darunter der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz, Franz-Josef Bode, und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, hatten das Papier als rückwärtsgewandt kritisiert.