Köln – Der Jesuit Bernd Hagenkord warnt vor überzogenen Erwartungen an den Synodalen Weg zur Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland. Er denke nicht, dass dort „das eine Mittel zum Lösen aller Probleme“ gefunden werde, sagte Hagenkord am Mittwoch in der Podcast-Reihe „Himmelklar – Fürchtet euch nicht!“.
Wer denke, am Ende des Synodalen Weges würden vier Texte verabschiedet, „und dann wird alles gut“, der irre sich, so Hagenkord, der mit der Theologin Maria Boxberg für die geistliche Begleitung der Initiative verantwortlich ist. Der Synodale Weg sei ein wichtiger Schritt zur Verständigung über drängende Probleme in der Kirche und zur Suche nach praktischen Lösungen. Aber die Herausforderungen ließen sich nicht allein damit bewältigen.
Initiative bislang einmalig
Die von den Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gestartete Initiative ist auf Ebene der Weltkirche bislang einmalig. Sie soll nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen und Möglichkeiten von Reformen ausloten. Die inhaltlichen Vorarbeiten sollen vier Arbeitsgruppen leisten, die sich mit den zentralen Themen der Initiative auseinandersetzen: Macht, Sexualmoral, priesterliches Leben und Rolle der Frauen.
Höchstes Gremium ist die Synodalversammlung, die bislang erst einmal, Anfang des Jahres, in Frankfurt zusammentrat. Die Corona-Pandemie brachte den ursprünglich auf zwei Jahre angelegten Zeitplan durcheinander. Anstelle des für Anfang September vorgesehenen zweiten Treffens laden die Organisatoren zu Regionalkonferenzen in Berlin, Dortmund, Frankfurt, Ludwigshafen und München ein. Die nächste reguläre Synodalversammlung findet laut derzeitigem Planungsstand Anfang kommenden Jahres statt.
Über die Konsequenzen der Pandemie reden
Hagenkord verteidigte diese Entscheidung. Den Verantwortlichen sei unter den gegebenen Umständen gar keine andere Wahl geblieben. Allerdings hätte er bei dieser Gelegenheit gern noch mehr über die Konsequenzen aus der Corona-Pademie geredet, weil Kirche in dieser Zeit sehr sichtbar geworden sei. Zugleich sagte Hagenkord, es gebe unter den Teilnehmern des Synodalen Weges ein großes Interesse, die bisher in den Foren geleisteten Überlegungen zu besprechen.
Zur Diskussionskultur in der Kirche sagte der langjährige Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan, es sei kein Geheimnis, dass es unterschiedliche Positionen gebe. „Ich finde es aber gut, dass da offen darüber debattiert wird, dass die Gegensätze, die verschiedenen Positionen zu Wort kommen, dass man sich aneinander reiben kann“. Grundsätzlich seien Konflikte nicht schlecht, „wenn man weiß, wie man sie führt.“ Würden sie „zivilisiert und ehrlich und erwachsen“ ausgetragen, „dann darf man sich durchaus mal streiten“.