Anselm Grün: Corona-Demonstranten mangelt es an Wandlungsbereitschaft

Der Münsterschwarzacher Benediktinerpater und Beststellerautor Anselm Grün (75) sieht die Proteste gegen die Corona-Schutzmaßnahmen kritisch. „Es ist sicher berechtigt, dass man über die Maßnahmen in der Pandemie diskutieren kann“, schrieb Grün am Wochenende auf seiner Facebook-Seite. Die Demonstration vor einer Woche in Berlin aber hätten rechte Kreise für ihre Zwecke missbraucht. „Da spüre ich viel Aggression und Gewalt. Ich frage mich dann immer, was geht in den Köpfen dieser Menschen vor.“ Sein Eindruck sei, „dass manche sich einfach weigern, sich durch die äußeren Umstände wandeln zu lassen. Sie möchten so weiterleben, wie es immer war.“

Corona

(Symbolfoto: congerdesign/Pixabay)

Der Mönch ergänzte: „Die gleiche Mentalität spüren wir ja bei der Debatte um den Klimawandel. Die Situation in der Welt wandelt sich. Das verlangt auch von uns, dass wir bereit sind, uns zu wandeln.“ Das Leben sei ein ständiger Wandlungsprozess. „Wer sich nicht wandelt, der erstarrt.“ Es gelte, immer wieder zu reagieren auf die äußeren Umstände, aber auch auf das, was das Leben gerade fordere, „etwa wenn wir krank werden, wenn wir eine Arbeit verlieren“. Grün mahnte: „Wenn wir krampfhaft am Alten festhalten, bleiben wir auch innerlich stehen.“

Verwandlung bedeute, das Bisherige zu würdigen. „Es ist gut so, wie wir gelebt haben. Aber wir sind noch nicht die, die wir von unserem Wesen, die wir von Gott her sein könnten. Die äußeren Verhältnisse sind eine Herausforderung, nach dem Wesentlichen in unserem Leben zu fragen.“ Jesus spreche von den Zeichen der Zeit, die die Menschen deuten sollten. „Die Zeichen der Zeit sind für Jesus immer eine Mahnung, umzukehren und umzudenken.“ Die Frage sei also, so Grün: „Wie können wir angesichts der Pandemie, angesichts des Klimawandels so leben, wie es der Wirklichkeit angemessen – oder religiös ausgedrückt – wie es dem Willen Gottes entspricht?“

kna