Schuster: Ganze Gesellschaft muss gegen Antisemitismus kämpfen

Der Zentralrat der Juden in Deutschland drängt auf mehr Widerstand der kompletten Gesellschaft gegen Antisemitismus. „Es ist nicht Aufgabe von uns Juden allein, Vorurteile gegenüber uns zu entkräften“, sagte Zentralrats-Präsident Josef Schuster am Montag in Chemnitz bei einer Jubiläumsfeier der Jüdischen Gemeinde. „Das ist vor allem Aufgabe der Politik, der Zivilgesellschaft, der Medien“, erklärte er laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript.

Präsident Dr. Josef Schuster (Foto: Thomas Lohnes für Zentralrat der Juden)

„Antisemitismus ist keine Meinung, Antisemitismus ist ein Verbrechen“, betonte Schuster. Er begrüßte, „dass in letzter Zeit die Betreiber der sozialen Netzwerke aufgewacht zu sein scheinen, was den Hass im Internet angeht“. Notwendig sei dort „aber immer noch mehr Engagement gegen den Antisemitismus, und auch ein klares, unerbittliches Auftreten von Polizei und Staatsanwaltschaften bei der Anwendung bestehender Gesetze“, forderte der Zentralrats-Präsident. „Es reicht nicht, nur Gesetze zu beschließen, man muss sie auch anwenden und das nötige Personal bei Polizei und Justiz einstellen.“

Jüdische Gemeinde vor 135 Jahren gegründet

Schuster sprach bei einer Feier der Jüdischen Gemeinde anlässlich der Jahrestage ihrer Gründung vor 135 Jahren und ihrer Wiedergründung vor 75 Jahren. Er würdigte den Beitrag des langjährigen Gemeinde-Vorsitzenden Siegmund Rotstein (1925-2020), der im August starb, zur Integration jüdischer Zuwanderer aus Osteuropa und zum Bau der 2002 eröffneten neuen Synagoge. Vor dem Festakt hatten sich Schuster und die Gemeinde-Vorsitzende Ruth Röcher ins Goldene Buch der Stadt Chemnitz eingetragen.

Die Jüdische Gemeinde von Chemnitz wurde 1885 offiziell als Körperschaft des öffentlichen Rechts gegründet. 1923 hatte sie 3.500 Mitglieder. Nach dem Völkermord der Nationalsozialisten an den Juden gründeten 57 überlebende Mitglieder die Gemeinde erneut. Heute zählt die Gemeinde rund 600 Mitglieder.

kna