Khartum/Bonn. Anhaltende Überschwemmungen im Sudan bedrohen inzwischen die Existenz von rund 650.000 Menschen. Insgesamt sei die humanitäre Lage in dem nordostafrikanischen Land extrem angespannt, sagte der Landesdirektor der Welthungerhilfe, Michael Gabriel, am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Khartum. Die Wassermassen hätten rund 1.700 Hektar Ackerland zerstört. Weitere Regenfälle seien vorhergesagt.
Durch die Überschwemmungen breiteten sich Krankheiten wie Malaria oder das Chikungunya-Fieber aus, so Gabriel weiter. Teile des Bundesstaates Rotes Meer seien von der Außenwelt abgeschnitten. Zu den betroffenen Gebieten gehöre auch die Hauptstadt Khartum, wo der Blaue und der Weiße Nil zusammenfließen. In der Metropole leben mehr als acht Millionen Menschen.
Einwohner leiden unter Nahrungsmittelknappheit
Laut Angaben des Welthungerhilfe-Landesdirektors machen den Sudanesen nicht nur die Überschwemmungen zu schaffen. Jeder vierte Einwohner leide unter Nahrungsmittelknappheit. Eine Wirtschaftskrise treibe zudem die Preise für Lebensmittel in die Höhe. Gleichzeitig verschärfe die Corona-Pandemie die Situation im Land.
Neben der Nothilfe brauche es mittel- und langfristig wirksame Maßnahmen, um die Lage wieder etwas zu stabilisieren, so Gabriel. „Wir brauchen zum Beispiel mehr Trinkwasserleitungen, und die Menschen müssen die Möglichkeit erhalten, ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen.“ Das hoch verschuldete Land brauche dringend finanzielle Hilfe zum Beispiel vom Internationalen Währungsfonds oder der Weltbank, um die eigene Wirtschaft wieder aufbauen zu können. Dafür müssten Sanktionen aufgehoben und das Land von der Liste der sogenannten Schurkenstaaten gestrichen werden.