München. Zum Auftakt der Interkulturellen Woche haben führende deutsche Kirchenvertreter am Sonntag zum Einsatz gegen Rassismus und Ausgrenzung aufgerufen. Bei einem ökumenischen Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom erinnerte Kardinal Reinhard Marx an das Oktoberfestattentat am 26. September vor 40 Jahren: „13 Menschen starben, viele Verletzte leiden bis heute, der Schock über diesen Terroranschlag ist in dieser Stadt immer noch groß. Heute wissen wir um den rechtsradikalen Hintergrund, den Fremdenhass, den menschenverachtenden Nationalismus, die dieses Verbrechen angetrieben haben.“ An dem Gottesdienst nahmen auch Überlebende des Anschlags teil.
Die Interkulturelle Woche soll laut Marx Zeichen setzen gegen die Verachtung anderer. Christen wüssten, wo sie zu stehen hätten: „bei denen, die aufstehen gegen jeden Hass und gegen Rassismus und menschenverachtendes Reden und Handeln“. Von Repräsentanten der Münchner Juden und Muslime wurden Grußworte verlesen. Auch der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz, Metropolit Augoustinos, gestaltete die Feier mit.
Bedford-Strohm: Gemeinschaft gestalten
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, sagte in seiner Predigt, gegen Ausgrenzung zu demonstrieren reiche nicht. Es gelte, eine Gemeinschaft zu gestalten, „in der jede und jeder geachtet wird und sich mit seinen Begabungen einbringen kann“. Tausende Menschen in den Flüchtlingslagern auf den überforderten griechischen Inseln ohne Perspektive zu lassen und Soforthilfe unter Verweis auf eine europäische Lösung zu verweigern, widerspreche europäischen Werten.
Im Liebfrauendom wurde eine Skulptur des Münchner Künstlerehepaars Anna und Andreas Eichlinger vorgestellt, die sich mit dem Oktoberfestattentat auseinandersetzt. Es soll als Mahnmal für Aktionen zum Gedenken an Opfer von rechtem Terror bundesweit ausgeliehen werden können. Die Künstler haben Bauholzbretter wie einen zerbrochenen Ring angeordnet. Wo der Kreis geöffnet ist, sind die Bretter schwarz.
Rund 5.000 Veranstaltungen geplant
Die Interkulturelle Woche ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der EKD und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Sie findet seit 1975 Ende September statt und wird von Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften, Integrationsbeiräten und Migrantenorganisationen mitgetragen. Unter dem Motto „Zusammen leben, zusammen wachsen“ sind in mehr als 500 Städten und Gemeinden rund 5.000 Veranstaltungen geplant.