Schmochtitz. Altbischof Joachim Reinelt hat vor einer Überbewertung der Rolle der katholischen Kirche in der DDR bei der friedlichen Revolution 1989 gewarnt. „Wir dürfen nicht sagen: Das war unsere Planung, unsere Organisation, unser Einsatz. Das stimmt nicht“, sagte das frühere Oberhaupt des katholischen Bistums Dresden-Meißen am Montagabend im Bildungsgut Schmochtitz bei Bautzen. „Alle Schritte, die sich ereignet haben, sind uns zugespielt worden.“ Reinelt leitete das Bistum von 1988 bis 2012.
Der Altbischof betonte: „Wir hatten keine Pläne für einen Umsturz, wir wollten einfach wie alle Menschen in der DDR die Freiheit. Aber wie man das organisiert, wie man die Unfreiheit überwindet, das wussten wir nicht.“ Dass die Menschen, die die DDR verlassen wollten, sich damals in Kirchen versammelten, habe daran gelegen, dass dies schlichtweg nur in den Kirchen möglich gewesen sei, solch einen geschützten Raum zu haben. „Das war schon ein Zeichen des Vertrauens“, so Reinelt.
Überdurchschnittlich viele Christen in Politik gegangen:
Nach der Wiedervereinigung seien dann überdurchschnittlich viele Christen in die Politik gegangen: „Es gab eine Lust unserer Leute, in die Politik einzusteigen – Jahrzehnte hatten sie das ja nicht gedurft.“ Sie hätten sich dann sehr engagiert, seien „mit dem Herzen dabei gewesen“ und wurden gewählt. „Dass so viele Christen in politische Spitzenämter im Osten gekommen sind, lag sicher auch daran, dass viele Wähler sich dachten: Das sind die, die nicht bei den Kommunisten mitgemacht haben.“