Berlin – Ein Gottesdienstbesuch ist nach Einschätzung des Chefs des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, „relativ sorglos“ möglich, wenn die Hygienekonzepte eingehalten werden. „Es gibt mittlerweile sehr gute Gottesdienstkonzepte“, sagte er am Freitag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Dagegen seien „Gedränge und Gesang oder Blasinstrumente leider ein optimaler Verbreitungsweg für das Virus“. In den vergangenen Monaten habe es aber nur wenige Ausbrüche in Kirchen gegeben.
Ein besonderes Ansteckungsmuster für bestimmte Religionsgruppen, Gottesdienste oder religiöse Feiern wie Hochzeiten sah Wieler nicht. „Es ist trivialer und unabhängig von Religionsgemeinschaften: Wo sich vielen Menschen, ohne Abstand in geschlossenen Räumen begegnen, besteht hohe Ansteckungsgefahr.“ Er selbst gehe weiterhin zum Gottesdienst in seiner Gemeinde bei den Dominikanern. „Gottvertrauen ist für mich ein Fundament, eine Basis, die mir gerade jetzt die Arbeit erleichtert.“
Kirchen systemrelevant
Auf die Frage, ob die Kirchen systemrelevant seien, sagte er: „Ganz persönlich sage ich Ja. Wann, wenn nicht jetzt ist die Zeit der kirchlichen Seelsorge, wo die Medizin an ihre Grenzen stößt und die Menschen nach Trost, Hoffnung und Zuwendung suchen.“ Mit Blick auf schwierige Entscheidungen betonte er: „Ich habe selbst eine Familie und ich weiß natürlich, dass die Schließung von Kitas, Schulen oder Pflegeheimen Kinder, Eltern und gerade Pflegebedürftige hart treffen und leidvolle Konsequenzen haben. Aber ich stehe zu meiner Verantwortung für den Schutz der Bevölkerung, gerade den Schutz der Schwächsten. Persönlich geht einem das durchaus nahe“, so Wieler.