Menschenrechtler kritisieren vatikanisches Abkommen mit China

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) kritisiert die Verlängerung der bisherigen Beziehungen zwischen Vatikan und China. „In den ersten beiden Jahren hat dieses Abkommen die Lage der katholischen Gläubigen im Reich der Mitte nicht verbessert“, sagte GfbV-Direktor, Ulrich Delius, am Freitag in Göttingen. „Chinas Verletzungen der Religionsfreiheit haben nicht ab-, sondern deutlich zugenommen“, so der Menschenrechtler. Kritik am Vorgehen Pekings komme aus Rom kaum. Die Verlängerung des sogenannten vorläufigen Abkommens nannte Delius eine „Verneigung des Heiligen Stuhls“ vor der Kommunistischen Partei Chinas.

Der Petersdom im Vatikan (Foto: Carlo Armanni/Pixabay)

Anders als der Kirchenstaat wertete Delius den Schritt nicht als Erfolg. Letztlich profitierten nur Chinas Machthaber von den aktuellen Beziehungen zum Vatikan. „Sie haben den staatlich anerkannten Teil der Kirche im Land fest unter Kontrolle und können ohne Furcht vor öffentlicher Kritik gegen alle Gläubigen vorgehen, die sich dieser Kontrolle nicht unterwerfen wollen“, so Delius. Dies sei gerade für christliche Gemeinden in Hongkong fatal. „Die Katholische Kirche gibt ihre Position als moralische Instanz in China auf“, sagte Delius. Sie schwäche damit ihre Position auf der ganzen Welt.

Vorwürfe aus Hongkong und den USA

Der Vatikan und China hatten das erste Abkommen Ende September 2018 geschlossen. Die Vereinbarung lief an diesem Donnerstag aus. Mit dem Austausch von Verbalnoten zwischen den Verhandlungsdelegationen wurde sie verlängert. Das Abkommen, dessen genauer Inhalt bisher nicht bekannt ist, wurde in den vergangenen zwei Jahren mehrfach kritisiert. Vorwürfe lauteten, mit dem Abkommen falle der Vatikan regierungskritischen Christen in China in den Rücken und setze seine moralische Autorität aufs Spiel. Entsprechende Kritik kam von Hongkongs früherem Bischof, Kardinal Jospeh Zen, aber auch von US-Außenminister Mike Pompeo.

kna