Evangelikale: Kirchen hätten Trump deutlicher kritisieren sollen

Donald Trump (Foto: © Gints Ivuskans| – Dreamstime.com)

Die christlichen Glaubensgemeinschaften in den USA hätten nach Ansicht der Evangelikalen Jerushah Duford Präsident Donald Trump deutlicher kritisieren sollen. „Tatsächlich habe ich ein größeres Problem mit den Kirchen, die es versäumt haben, Trump zu kritisieren, als mit Trump selbst“, sagt die konservative Christin in der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“ (Donnerstag). „Ich erwarte nicht, dass er wie ein Christ handelt, aber ich erwarte von unseren Kirchenoberhäuptern, dass sie es tun.“ Während der Amtszeiten von Bill Clinton und Barack Obama hätten gerade die evangelikalen Kirchen „plötzlich wahnsinnig viel zu sagen und zu kritisieren“ gehabt.

Duford ist die Enkelin des verstorbenen Predigers Billy Graham (1918-2018), eines der einflussreichsten Geistlichen des 20. Jahrhunderts in den USA. Er gilt als Begründer des modernen Evangelikalismus. Duford lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in South Carolina und arbeitet als Schriftstellerin. Sie ist Mitglied der Gruppe „Evangelicals for Biden“.

Trump habe die Kirchen gespalten

Trump habe die Kirchen gespalten, so Duford. Sie selbst stimme anders als der Großteil ihrer Glaubensgemeinschaft für den Demokraten Joe Biden, auch wenn dessen Partei für ein Recht auf Abtreibung sei. „Ich glaube, der ‚Schutz des Lebens‘ muss viel weiter gefasst werden als der ‚Schutz des ungeborenen Lebens‘.“ Zu behaupten, das Leben beginne im Mutterleib und höre an der Grenze zu den USA auf, ergebe keinen Sinn. „Die meisten sind auch eher gegen das Recht auf Abtreibung als für das Recht auf Leben, muss man leider sagen“, so die 42-Jährige.

„Wenn man davon spricht, Pro-Life zu sein, muss man auch über Gesundheitsfürsorge sprechen, über Armut, über Einwanderung, Gefängnisreform, Todesstrafe und Rassismus. All diese Dinge fallen unter die Wertschätzung des Lebens.“ Bidens Pläne entsprächen „im Großen und Ganzen meiner Definition dieser Wertschätzung“. Sie stimme nicht allen Positionen des Demokraten zu. Seine Umweltpolitik sei nicht fortschrittlich genug und oft vage. „Aber unser Land ist im Augenblick tief gespalten, und es braucht jemanden, der Heilung bringt“. Beiden sei dafür ein guter Anfang.

kna