Entsetzen in Deutschland nach Anschlag in Nizza

Bischof Georg Bätzing (Foto: Bistum Limburg)

Spitzenvertreter aus Politik und Religion in Deutschland haben sich entsetzt über das Attentat in der französischen Basilika Notre-Dame in Nizza geäußert. Deutschland stehe im Kampf „gegen alle radikale Extremisten und Islamisten fest an der Seite Frankreichs“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Donnerstag in Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich „tief erschüttert“.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat nach dem tödlichen Messerangriff in Nizza dazu aufgerufen, islamistischer Gewalt entschieden entgegen zu treten. „Zugleich dürfen wir uns die Logik des Hasses und der Spaltung nicht aufzwingen lassen, die jene antreibt, die solche Taten begehen und zu ihnen anstiften, das hat Frankreichs Präsident Macron nach dem Mord an Samuel Paty zu Recht betont“, sagte das deutsche Staatsoberhaupt am Donnerstag in Berlin.

Steinmeier: Zusammenleben auf Respekt, nicht auf Herabwürdigung gründen

„Die offene, plurale Gesellschaft ist dann stark, wenn sie ihr Zusammenleben auf Respekt, nicht auf Herabwürdigung gründet, auf Anerkennung und Einbeziehung, nicht auf Stigmatisierung und Ausgrenzung“, betonte Steinmeier. Deutschland stehe im Kampf „gegen alle radikale Extremisten und Islamisten fest an der Seite

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble kondolierte seinem französischen Amtskollegen Richard Ferrand. „Neben der konsequenten Antwort des Rechtsstaats auf Fanatiker, die den Glauben missbrauchen, braucht es jetzt insbesondere auch aus der muslimischen Welt überzeugende Botschaften der Mäßigung, statt den verblendeten Hass von Fanatikern unverantwortlich weiter zu schüren – das gilt gerade in einer Zeit, die bei der Bewältigung der Pandemie den Zusammenhalt aller in der Gesellschaft und die Solidarität der Menschen weltweit braucht.“

Bätzing: „Europa großes Projekt des friedlichen Zusammenlebens“

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erklärte, der „furchtbare Mordanschlag“ mache ihn „sprachlos“. Der Bischof von Limburg fügte hinzu: „Europa war und ist ein großes Projekt des friedlichen Zusammenlebens. Diese Vision dürfen wir uns von Attentaten nicht zerstören lassen.“

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte, der „feige Anschlag“ dürfe die Normalität des friedlichen Miteinanders von Millionen Christen und Muslimen nicht überdecken. „Wir werden uns als Religionen nicht auseinanderbringen lassen, sondern unsere Botschaft der Liebe und Versöhnung noch kräftiger ausstrahlen.“

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, erklärte: „Wer sich mit solchem Hass, solcher Gewalt und Brutalität auf den Namen Gottes beruft, richtet sich gegen Gott und missbraucht seinen Namen.“

Sternberg: „Muslime müssen noch entschlossener gegen Terror und Extremismus vorgehen“

Der Zentralrat der Juden in Deutschland twitterte: „Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen.“ Der Zentralrat der Muslime in Deutschland forderte: „Wir als Muslime müssen gesamtgesellschaftlich noch entschlossener gegen Terror und Extremismus vorgehen.“

Bei einer Messerattacke in der Basilika waren am Morgen drei Menschen getötet worden, zwei Frauen sowie der Küster der Kirche. Medien berichten über sechs weitere Verletzte. Der Täter, der mehrfach „Allahu akbar“ (Gott ist der Größte) geschrien habe, wurde vor der Kirche von Polizisten angeschossen und ins Krankenhaus gebracht. Bei Avignon wurde ein weiterer mutmaßlich islamistischer Angreifer erschossen, in Lyon ein dritter festgenommen. Premierminister Jean Castex rief landesweit die höchste Terrorwarnstufe aus.

kna