Vatikanstadt – Der Vatikan versucht Interpretationen einer Papst-Äußerung über homosexuelle Lebensgemeinschaften geradezurücken. In einem Rundschreiben des Staatssekretariats an Bischöfe weltweit heißt es, die fraglichen Zitate in einem Dokumentarfilm seien aus dem Kontext genommen. Die kirchliche Lehre bleibe unverändert. Der Brief wurde offenbar an die Nuntiaturen zur Weiterleitung an die Bischöfe geschickt. Der Botschafter des Papstes in Mexiko, Erzbischof Franco Coppola, publizierte ihn am Wochenende auf Facebook.
Staatlichee Rechtsrahmen ziviler Partnerschafter
Im Dokumentarfilm „Francesco“ des russischen Regisseurs Jewgeni Afinejewski erklärt der Papst, Homosexuelle hätten „das Recht, in einer Familie zu sein“. Direkt anschließend spricht Franziskus sich für einen staatlichen Rechtsrahmen ziviler Partnerschaften aus. Die päpstlichen Aussagen in dieser Kombination riefen teils Zuspruch, unter anderem seitens konservativer Bischöfe, aber auch die Forderung nach Klarstellung hervor.
Das nicht namentlich unterzeichnete Schreiben des Staatssekretariats stellt dazu fest, die beiden montierten Interviewaussagen richteten sich auf unterschiedliche Sachverhalte. Der erste Teil beziehe sich darauf, dass innerhalb einer Familie Kinder mit homosexueller Orientierung nicht diskriminiert werden dürften. Gegenstand der zweiten Aussage war laut Vatikan ein argentinisches Gesetzesvorhaben vor zehn Jahren zur eherechtlichen Gleichstellung homosexueller Paare.
Ausdrücklicher Wunsch des Kirchenoberhaupts?
Franziskus wandte sich damals gegen eine gleichgeschlechtliche Ehe, befürwortete aber einen rechtlichen Schutz solcher Lebensgemeinschaften. Das vatikanische Rundschreiben zitiert dazu ein Interview der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ von 2014, in dem sich Franziskus in gleicher Weise äußert. Das Staatssekretariat betont, die jetzt erteilten Hinweise für ein „angemessenes Verständnis“ der Papstworte erfolgten auf ausdrücklichen Wunsch des Kirchenoberhaupts.
Eine öffentliche Stellungnahme zu den Zitaten gab der Vatikan bisher nicht ab. Der vatikanische Medienapparat, der zuvor positiv auf den Dokumentarfilm hingewiesen hatte, unterließ eine weitere Berichterstattung.
kna