Aachen – Der Aachener Bischof Helmut Dieser hat das Gutachten über den Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsfällen gelobt. „Ich bin wirklich froh, dass diese Ergebnisse nun vorliegen“, erklärte er am Freitag. „Zweck dieses Gutachtens ist es nicht, Menschen an den Pranger zu stellen.“ Vielmehr gehe es darum, zukunftsorientiert aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.
Dem am Donnerstag vorgestellten Gutachten der Münchner Kanzlei Westphal Spilker Wastl (WSW) zufolge waren frühere Verantwortungsträger mehr am Schutz der Täter orientiert als an der Fürsorge für die Opfer. Das Gutachten belastet Altbischof Heinrich Mussinghoff (80) und der frühere Generalvikar Manfred von Holtum (76), die zumindest bis zum Jahr 2010 wie ihre Vorgänger eine „unverdiente Milde“ gegenüber verdächtigten und verurteilten Geistlichen hätten walten lassen und sie oft wieder in der Seelsorge eingesetzt hätten.
Die „Aufklärungsarbeit“ lässt laut Dieser besser verstehen, wo die Verantwortlichkeiten lagen und warum Täter nicht gestoppt wurden. Das Bistum sei der Öffentlichkeit und vor allem den Opfern ein unabhängiges Gutachten schuldig gewesen. Die Ergebnisse bestärkten ihn in der Einsicht, gerade für die Betroffenen ein offenes Ohr haben zu müssen. „Uns ist es wichtig, niemanden mit seinen Irritationen und Schmerzen allein zu lassen.“
Bischof Dieser will Schlussfolgerungen am Montag präsentieren
Das Erzbistum Köln hatte ein ähnliches Gutachten bei WSW in Auftrag gegeben, die Veröffentlichung aber wegen angeblicher methodischer Mängel Ende Oktober endgültig abgesagt und einen anderen Rechtsexperten mit der Untersuchung beauftragt. Der Betroffenenbeirat der Erzdiözese hatte diesem Vorgehen anfänglich zugestimmt, ist aber in Teilen davon wieder abgerückt. Vor der Präsentation des Aachener Gutachtens hatten Mussinghoff und von Holtum darauf hingewiesen, dass dieses aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht veröffentlicht werden dürfte.
Bischof Dieser will sich nach eigenen Angaben mit seinem Arbeitsstab nun näher mit dem Gutachten befassen. Erste Schlussfolgerungen will er eigenen Worten zufolge mit Generalvikar Andreas Frick und Personalchefin Margherita Onorato-Simonis am Montag der Öffentlichkeit präsentieren.