Mit der Verschärfung der Corona-Maßnahmen beschäftigt die Sorge vor Einsamkeit offenbar wieder mehr Menschen. In der ersten Novemberhälfte habe sich den Angaben der Telefonseelsorge zufolge eine steigende Zahl von Anrufen um dieses Thema gedreht.
Berlin – Mit der Verschärfung der Corona-Maßnahmen beschäftigt die Sorge vor Einsamkeit offenbar wieder mehr Menschen. In der ersten Novemberhälfte habe sich eine steigende Zahl von Anrufen um dieses Thema gedreht, wie die Telefonseelsorge am Mittwoch in Berlin mitteilte. Viele Anrufer sorgten sich zudem darum, wie sich die Pandemie auf das bevorstehende Weihnachtsfest auswirken könnte. Die Gesamtzahl der Anrufe sei in den vergangenen Wochen konstant geblieben.
Einsamkeit sei aber auch ohne Pandemie und Kontaktbeschränkungen ein Thema unter den Anrufern, sagte Pfarrerin Dorothee Herfurth-Rogge. Sie ist gemeinsam mit dem katholischen Theologen Michael Hillenkamp Vorsitzende der Evangelisch-Katholischen Kommission, dem bundesweiten Leitungsgremium der Telefonseelsorge. „Jetzt wird sie offenkundig vermehrt für Menschen zum Problem, die bisher gut sozial integriert waren.“ Auch Ängste und depressive Verstimmungen würden häufiger angesprochen.
Gesprächsaufkommen bei Telefonseelsorge mitunter um fast 50 Prozent höher
Während der ersten massiven Beschränkungen im Frühjahr sei das Gesprächsaufkommen mitunter um fast 50 Prozent höher gewesen als vor der Pandemie, hieß es weiter. Mit den Lockerungen hätten sich die Zahlen dann normalisiert, seien aber insgesamt höher geblieben als im Vorjahr. Üblich seien rund 2.500 Telefonate pro Monat, im September dieses Jahres seien es etwa 2.700 gewesen.
Im Frühjahr sei die Pandemie in fast allen Gesprächen ein Thema gewesen, so die Telefonseelsorge. Fast 15.000 Anrufer hätten den Angaben zufolge ihre Stimmung als depressiv beschrieben. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hätten dies rund 13.600 getan. Auch das Thema Suizidalität sei häufiger genannt worden, nämlich in etwa 9.600 Gesprächen im April dieses Jahres (April 2019: 6.600 Gespräche). Momentan sei Corona wieder in einem Viertel der Gespräche ein Thema.
Auch die Online-Beratungsangebote stärker nachgefragt
Auch die Online-Beratungsangebote seien den Angaben zufolge stärker nachgefragt. Im April dieses Jahres führten Berater und Hilfesuchende täglich 135 Chat-Gespräche und schrieben 143 E-Mails. Im Vorjahr waren es 52 Chats und 82 E-Mails. Jeder vierte Nutzer unter 30 Jahren wende sich auf diesen Wegen an die Telefonseelsorge.
Für die kommenden Wochen seien die Seelsorger gut aufgestellt, betonte Herfurth-Rogge. „Gerade auch an Weihnachten werden wir unsere Leitungen für möglichst viele offenhalten.“