Vach Vatikan-Kritik: Neue Reformpläne im Bistum Trier

Nach dem Eingreifen des Vatikan vor einem Jahr hat das Bistum Trier nun seine Reformpläne geändert. Das neue Konzept setzt auf freiwillige Fusionen und weniger radikale Veränderungen.
Nach dem Eingreifen des Vatikan vor einem Jahr hat das Bistum Trier nun seine Reformpläne geändert. Das neue Konzept setzt auf freiwillige Fusionen und weniger radikale Veränderungen.

Die Hohe Domkirche St. Peter zu Trier (Bild von Elsemargriet auf Pixabay)

Ein deutlich gestreckter Zeitrahmen, kleinere Pfarreien und die Pfarrei weiterhin als Herzstück: Das Bistum Trier hat am Freitag seine an die Vatikan-Kritik angepassten Reformpläne veröffentlicht. Von zentralen Punkten wie Leitungsteams auf Ebene der Pfarrei und Großpfarreien musste das Bistum sich verabschieden. Anders als die ursprünglichen Pläne knüpft das neue Vorhaben nun deutlich stärker an den Status Quo im Bistum an. Die Grundideen und Leitlinien, die auf eine Bistumssynode zurückgehen, sollen aber erhalten bleiben.

Ursprünglich wollte das Bistum 35 Großpfarreien mit Leitungsteams aus Priestern und Laien einsetzen. Dagegen gab es im Bistum teilweise massiven Widerstand. Nach Beschwerden von Priestern und Katholiken aus dem Bistum hatte der Vatikan die Reform im November 2019 gestoppt und Änderungen verlangt. Die neuen Pläne sind mit Rom abgestimmt, wie Bischof Stephan Ackermann jetzt betont. Drei Mal sei er dazu seit März in Rom gewesen.

Gleich zu Beginn der Pressekonferenz am Freitag macht der Bischof einen Schritt auf Kritiker der alten Pläne zu: Er habe unterschätzt, wie sehr die traditionellen Strukturen der Pfarrei „mit Emotionen, Gefühlen und Erinnerungen verbunden sind“, sagt er. Strukturen seien eben nicht nur Strukturen, sondern prägten die Identität und die Geschichte einer Pfarrei und gäben Sicherheit. Das gelte trotz aller Schwierigkeiten und Beschwerden, etwa dass Pfarrer zu viel mit Verwaltung beschäftigt seien oder Ehrenamtliche fehlten. Daraus den Schluss zu ziehen, es brauche massive Veränderungen, könne trügen, so der Bischof. Auch seien Diskussionen über Strukturen immer auch Diskussionen über inhaltliche Fragen, zum Kirchen- oder Priesterbild, der Rolle des Pfarrers oder den Mitbestimmungsmöglichkeiten und der Verantwortung von Gläubigen, sagt Ackermann.

Die neuen Pläne sehen nun vor, dass die 887 teilweise sehr kleinen Pfarreien freiwillig fusionieren. Zeitlich setzt das Bistum dazu einen Rahmen von fünf Jahren. Im kommenden Jahr soll das Vorgehen geplant werden, ab 2022 Pfarreien fusionieren. Angestrebt wird, dass mindestens die bislang in 172 Verbünden organisierten Pfarreien fusionieren.

In einem nächsten Schritt will das Bistum in den Grenzen der zuvor geplanten Großpfarreien 35 pastorale Räume einrichten. Diese Seelsorgeräume lösen die bisher bestehenden 32 Dekanate ab. Sie sollen weitere „Orte von Kirche“ ermöglichen. Dort sollen etwa inhaltliche Aufträge vom Bischof umgesetzt und die Zusammenarbeit von Pfarreien gefördert werden. Auch würden auf dieser Ebene pastorale Mitarbeiter wie Gemeindereferenten und Seelsorger angesiedelt, die aber einen konkreten Arbeitsort in einer Pfarrei oder Einrichtung haben sollen. Ausgenommen sind die Pfarrer, die weiterhin auf Ebene der Pfarrei angestellt sind. Der Bischof setzt die Leitung des pastoralen Raums ein. Dazu seien vorrangig die bereits für die vorher geplanten Leitungsteams eingestellten Frauen und Männer angedacht, hieß es.

In den vergangenen Wochen haben Bischof und Generalvikar das neue Konzept mit verschiedenen Gruppen im Bistum besprochen. Gemeinsam mit Haupt- und Ehrenamtlichen wurde der künftige Weg ausgelotet und „vorgefühlt“, ob die Gemeinden vor Ort bereit sind, den Weg mit zu tragen. Ackermann sagt, er habe dabei viel Zustimmung erlebt. Auch mit der Priestergemeinschaft Unio Apostolica und der Initiative Kirchengemeinde vor Ort habe es Gespräche gegeben, berichtet Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg.

Rechtlich wählt Ackermann nun einen anderen Rahmen: Anstatt eines Gesetzes will der Bischof ein Rahmenkonzept zu den Pfarrei-Fusionen und den pastoralen Räumen herausgeben. Das vor einem Jahr ausgesetzte Gesetz zieht er zurück.

Ackermann wertet den laufenden Prozess als Chance. Er erhoffe sich, Kirche im Bistum Trier perspektivisch „mit größerer Vielfalt und Leichtigkeit“ leben zu können. Zugleich betont er, dass die generellen Herausforderungen und Probleme von Kirche – abnehmende Bindung der Menschen, sinkende Einnahmen und Priestermangel – bestehen blieben. Ziel sei, mit dem neuen Plan künftig Raum und Formate für interessierte Menschen zu bieten.

Von Anna Fries (KNA)