Theologen und Kirchenvertreter haben auf die Aktualität der jüngste Enzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus hingewiesen.
Mönchengladbach – Theologen und Kirchenvertreter haben auf die Aktualität der jüngste Enzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus hingewiesen. Das Schreiben sei „ein kraftvoller Ausdruck des Glaubens in einer Zeit des Zweifels“, sagte der Leiter der Vatikanbehörde für Entwicklung, Kurienkardinal Peter Turkson, am Montag während eines Online-Kolloquiums der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle in Mönchengladbach. In seinem Schreiben bekräftige der Papst die Grundsätze der katholischen Soziallehre und wende sie auf die heutige Zeit an, etwa auf die Klimakrise, die Corona-Krise, politische Polarisierung sowie Migration und Menschenhandel.
Overbeck: „Als Menschheit in einem Boot“
Die Corona-Pandemie habe „sehr konkret und unmittelbar gezeigt, dass wir als Menschheit in einem Boot sitzen“, sagte der deutsche katholische Sozialbischof Franz-Josef Overbeck. Viele Menschen bewegten sich in einem Konfliktfeld zwischen Angst und Abschottung auf der einen sowie Mut und Zusammenhalt auf der anderen Seite. Dieses Spannungsfeld tue sich im Privaten, aber auch auf der großen politschen Bühne auf. Als Beispiel nannte er die Debatte um die Verteilung von künftigen Corona-Impfstoffen.
Die Freiburger Theologin Ursula Nothelle-Wildfeuer sieht die Enzyklika in der Tradition früherer Sozialverkündigungen. „Zugleich artikuliert sich hier ein weiterführendes Konzept“, so die Professorin. Sie sprach von einem „Plädoyer für eine neue alles und alle prägende Kultur, die alle Menschen guten Willens und alle Religionen in einen Dialog und Kooperation führen soll und kann.“
Enzyklika „Fratelli tutti“ mahnt zur Abkehr vom Egoismus
In seiner Enzyklika „Fratelli tutti“, die Anfang Oktober veröffentlicht wurde, wirbt Papst Franziskus für Geschwisterlichkeit und Freundschaft über alle Grenzen hinweg und mahnt zu einer Abkehr von Egoismus auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Nur so ließen sich globale Herausforderungen bewältigen.
Mit seinem Schreiben richtet sich der Papst an „alle Menschen guten Willens“ unabhängig von ihrem Glauben. Die Anregung zu dem Text erhielt Franziskus nach eigenem Bekunden auch durch den ägyptischen Großimam Ahmad Al-Tayyeb, einen führenden Islam-Gelehrten. Als päpstliches Grundsatzdokument hat die Enzyklika hohe Verbindlichkeit für 1,3 Milliarden Katholiken weltweit.