Die Organisation „Wir sind Kirche“ fordert eine aktivere Rolle des Staates bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Kirche.
München – Die Organisation „Wir sind Kirche“ fordert eine aktivere Rolle des Staates bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Kirche. Dies habe sich unter anderem in Irland und Belgien bewährt, heißt es in einer am Sonntag in München veröffentlichten Erklärung. Gegebenenfalls müssten dafür in Deutschland noch die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden. Doch es könne keine „innere Angelegenheit der Kirche“ sein, wenn Kinder missbraucht oder möglicherweise sogar ermordet würden.
Anlass für die Stellungnahme seien die jüngst bekanntgewordenen „ungeheuerlichen Vorgänge sexualisierter Gewalt“ in einem Kinderheim der Niederbronner Schwestern im Bistum Speyer. Auch das „äußerst ärgerliche Verwirrspiel“ des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki um die Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistums Köln, das eine Münchner Kanzlei erstellt hat, wird von der Initiative angeführt.
Die Kirchenleitungen, die die römisch-katholische Kirche weltweit in diese „fundamentale Glaubwürdigkeitskrise“ hineingeführt hätten, würden es nicht ohne Hilfe von außen schaffen, daraus wieder herauszukommen, heißt es in der Mitteilung weiter. Spätestens seit 2002, als es erste Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz gegeben habe, hätte in allen deutschen Bistümern sehr viel verantwortlicher und entschiedener gehandelt werden müssen: „Es braucht eine Kontrolle klerikaler Macht!“
Zugleich fordert „Wir sind Kirche“, das „sakral überhöhte Priesterbild“ zu erden und die Weihe nicht mehr als ein Herausheben aus dem Laienstand zu verstehen. Vielmehr handle es sich um einen Beauftragung zum Dienst für die Menschen. Für Klerikalismus dürfe in der Kirche kein Platz sein, so die Forderung der Organisation. Deshalb brauche es dringend tiefgreifende Reformen wie die Abschaffung des Pflicht-Zölibats und die Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern.