Bayern: Diskussion über Christmette

Friede auf Erden – in Bayern aber hat dieser vor Weihnachten zwischen Staat und Kirchen Schlagseite erlitten. Grund ist die auch an Heiligabend geplante Ausgangssperre ab 21.00 Uhr – mit Folgen für späte Christmetten.
Friede auf Erden - in Bayern aber hat dieser vor Weihnachten zwischen Staat und Kirchen Schlagseite erlitten. Grund ist die auch an Heiligabend geplante Ausgangssperre ab 21.00 Uhr - mit Folgen für späte Christmetten. München – Über dem Heiligen Abend in Bayern steht derzeit kein guter Stern. Schuld daran ist ausgerechnet die Feier anlässlich des Kommens des Erlösers: die Christmette. Die 10. Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vom 8. Dezember erlaubt eigentlich, dass am 24. Dezember die Kirchen wie üblich ab 22.00 Uhr oder später ihre Gottesdienste feiern dürfen - trotz der ab Mittwoch im Freistaat geltenden Ausgangssperre von 21.00 bis 5.00 Uhr. Doch davon rückt die Staatsregierung nun ab. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte in seiner Regierungserklärung am Dienstag an, es werde keine Sonderregelung geben; auch nicht für Familien und Kirchen.

– Foto: flyupmike/Pixabay

Über dem Heiligen Abend in Bayern steht derzeit kein guter Stern. Schuld daran ist ausgerechnet die Feier anlässlich des Kommens des Erlösers: die Christmette. Die 10. Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vom 8. Dezember erlaubt eigentlich, dass am 24. Dezember die Kirchen wie üblich ab 22.00 Uhr oder später ihre Gottesdienste feiern dürfen – trotz der ab Mittwoch im Freistaat geltenden Ausgangssperre von 21.00 bis 5.00 Uhr. Doch davon rückt die Staatsregierung nun ab. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte in seiner Regierungserklärung am Dienstag an, es werde keine Sonderregelung geben; auch nicht für Familien und Kirchen.

Harter Schlag für die Kirchen in Bayern

Ein harter Schlag für die Kirchen, der zudem einen ökumenischen Dissens verursacht hat. Die evangelische Landeskirche spricht zwar von einem „schmerzlichen Eingriff“, sagte aber bereits alle Feiern zu späterer Stunde an Heiligabend ab. Landeskirchenrat und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ließen die Öffentlichkeit wissen, man nehme die Einschränkung hin. Zudem sehe man diese als Teil einer großen Kraftanstrengung, „in der wir alle zusammen helfen, um auf die Herausforderungen der Pandemie mit wirksamen Mitteln verantwortlich zu reagieren“. Laut Bedford-Strohm ist der große gemeinsame Wille zur Eindämmung des Virus Teil des Weihnachtsfestes und seiner Botschaft.

Auch in der katholischen Kirche gab es erste Verantwortliche, die Gottesdienste so zu verlegen, dass alle Besucher bis 21.00 Uhr wieder zu Hause sind. Zu ihnen gehörte am Montagabend der Würzburger Generalvikar Jürgen Vorndran. Doch dann sprachen die sieben katholischen Diözesanbischöfe in einer eigens angesetzten Telefonkonferenz über das Thema und erklärten danach in einer Stellungnahme einmütig ihr Missfallen über die Pläne der Staatsregierung.

Dringende Bitte um eine Ausnahmegenehmigung

Man bitte dringend um eine Ausnahmegenehmigung von der Ausgangssperre für die späten Christmetten, lautete der Appell. Dabei argumentierten die Bischöfe mit dem Infektionsrisiko. Das nämlich wäre, so die Oberhirten, geringer, wenn sich die Gottesdienste über den ganzen Abend verteilen würden, „im Gegensatz zu einer Verdichtung in der Zeit vor 19.30 Uhr“. Außerdem trage der Besuch der Christmette „mit der religiösen Stärkung erheblich zur seelischen Gesundheit und Stabilisierung der Menschen in dieser Krisenzeit bei“.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hatte schon zuvor erklärt, eine Ausgangssperre ab 21.00 Uhr am Heiligen Abend „wäre für uns sehr schmerzhaft“. Er hoffe, dass die Gespräche und Beratungen im Landtag noch zu einem positiven Ergebnis führen würden. Der Augsburger Bischof Bertram Meier wiederum beklagte am Dienstag: „Wir wurden von der neuen Entwicklung förmlich überrumpelt.“ Eine stabile Brücke zwischen Staat und Kirche, „die durch Krisen trägt, stelle ich mir anders vor“. Er bedaure „die neuen Rahmenbedingungen sehr“ und fügte hinzu: „Das Virus kennt keine Uhrzeit.“

In der CSU-Fraktion soll es rumoren

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer führte in einer Predigt vor Mitarbeitern weiter aus, die Bischöfe hätten angeboten, alle Vorkehrungen zu treffen, dass die Erlaubnis nicht unterlaufen würde. So könnten fälschungssichere Bescheinigungen (namentlich ausgestellt und mit Siegel des jeweiligen Pfarramts versehen) ausgehändigt werden. Bei ihm im Bistum gelte seit Monaten das Motto: „Wir lassen nichts ausfallen, wir lassen uns etwas einfallen.“

Im Oktober hatte Voderholzer in einem Brief Söder und allen politischen Entscheidungsträgern seine Anerkennung für ihr Handeln in der Krise ausgesprochen. Damals sicherte er ihm auch ein „Höchstmaß an Verantwortung und Solidarität der Kirchen“ zu. Was nun geschieht, ist offen. Während auch in den katholischen Diözesen angefangen wurde, umzudisponieren, sind die jeweiligen Entscheidungen der Akteure im eigenen Lager nicht unumstritten. In der CSU-Fraktion soll es ebenso rumoren wie in der evangelischen Kirche.

Auch die Heilige Familie hatte vor über 2000 Jahren staatliche Anordnungen zu befolgen. Dass Maria in Bethlehem mit Jesus niederkam, war bekanntlich einer Volkszählung geschuldet – von Kaiser Augustus höchstpersönlich erlassen.

Von Christian Wölfel und Barbara Just (KNA)