Kritik am Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki übt die Pfarrei, in dem der mit Missbrauchsvorwürfen belegte Geistliche O. früher tätig war.
Düsseldorf – Kritik am Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki übt die Pfarrei, in dem der mit Missbrauchsvorwürfen belegte Geistliche O. früher tätig war. Obwohl der Erzbischof von schwerwiegenden Vorwürfen gegen den Pfarrer erfahren habe, habe er sich „allem Anschein nach dazu entschieden, diesen Vorgang nicht weiter zu verfolgen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat der katholischen Kirchengemeinde Sankt Margareta in Düsseldorf. Seiner Verantwortung als oberster Seelsorger einer großen und einflussreichen Diözese werde er nicht gerecht.
In dem vergangene Woche bekannt gewordenen Fall sind erstmals Vertuschungsvorwürfe gegen den Kardinal selbst laut geworden. Dabei geht es um einen 1929 geborenen und 2017 verstorbenen Geistlichen, bei dem Woelki als Praktikant und Diakon erste Seelsorgeerfahrungen machte. 2010 zeigte ein Betroffener den Pfarrer an. Er warf O. vor, ihn als Kindergartenkind Ende der 1970er Jahre missbraucht zu haben. 2011 erhielt der Betroffene in Anerkennung des Leids 15.000 Euro, das Dreifache des Regelsatzes.
Woelki unterließ kirchenrechtliche Voruntersuchung und Meldung nach Rom
Woelki wird zur Last gelegt, dass er den Fall 2015 wenige Monate nach seinem Amtsantritt in Köln zwar zur Kenntnis genommen, aber eine kirchenrechtliche Voruntersuchung und eine Meldung nach Rom unterlassen habe. Der Erzbischof begründete dieses Vorgehen mit der damals schon weit fortgeschrittenen Demenz des Pfarrers. Zudem habe der Betroffene nicht an der Aufklärung des Sachverhalts mitwirken wollen und keine Konfrontation von Pfarrer O. gewünscht. Inzwischen hat der Kardinal den Papst gebten zu prüfen, ob er nach kirchlichem Recht eine Pflichtverletzung begangen hat.
Pfarreigremien kritisieren Erzbistum
Die Pfarrgremien bemängeln in der auf der Pfarrei-Homepage veröffentlichten Erklärung, dass das Erzbistum auf eine durch den aktuellen Pfarrer erbetene Stellungnahme nicht reagiert habe. Zudem kritisieren sie, dass der Erzbischof sich „in juristische Details und kirchenrechtliche Regelungen flüchtet“. Statt Verantwortung zu übernehmen, gebe er „seinen Fall nach Rom ab zur kirchenrechtlichen Klärung. Das empfinden wir als unwürdig und als Verhöhnung der Opfer von Gewalttaten.“
Jedes Wort von Pfarrer O. und jede seiner Aktionen „steht nun im Schatten dieses Tatvorwurfs“, so Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat. Mancher stelle nun seinen Glauben und sein persönliches Verhältnis zur Kirche „komplett in Frage“. Und es sei kein weiter Weg von der Aussage „Das hätte ich ihm nie zugetraut“ zu der Frage nach der eigenen Mitschuld: „Habe ich nichts gemerkt, oder wollte ich nichts merken?“. Diese Frage zu beantworten, sei kaum noch möglich.