Erster Pfarrer im Erzbistum Köln fordert Rücktritt von Woelki

Im Zuge der Kritik an der Aufarbeitung von Missbrauch im Erzbistum Köln hat erstmals ein Pfarrer den Rücktritt von Kardinal Rainer Maria Woelki gefordert. 
Im Zuge der Kritik an der Aufarbeitung von Missbrauch im Erzbistum Köln hat erstmals ein Pfarrer den Rücktritt von Kardinal Rainer Maria Woelki gefordert.

Kardinal Rainer Maria Woelki (Foto: © bilder-erzbistum-koeln.de/Reiner Diart)

Im Zuge der Kritik an der Aufarbeitung von Missbrauch im Erzbistum Köln hat erstmals ein Pfarrer den Rücktritt von Kardinal Rainer Maria Woelki gefordert. „Es haben schon eine Menge Leute gefordert, dass Woelki zurücktritt. Ich schließe mich dem an“, sagte der Pfarrer des Seelsorgebereichs Dormagen-Nord, Klaus Koltermann, der „Neuß-Grevenbroicher Zeitung“ (Mittwoch). Der Artikel sei auf Grundlage eines Leserbriefs entstanden, den er an die Zeitung geschickt habe, sagte Koltermann der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Mit dem daraus entstandenen Bericht sei er „absolut einverstanden“.

Pfarrer bescheinigt Woelki „eine Ignoranz den Mitchristen gegenüber, die symptomatisch für seinen Leitungsstil im Bistum steht“

Im seinem ursprünglichen Leserbrief, der KNA vorliegt und der die Rücktrittsforderung nicht enthält, kritisiert Koltermann eine Äußerung Woelkis während der Christmette im Kölner Dom. Der Kardinal hatte sich an die Gläubigen gewandt und um Verzeihung dafür gebeten, „was die von sexueller Gewalt Betroffenen und Sie in den letzten Tagen und Wochen vor Weihnachten im Zusammenhang mit dem Umgang des Gutachtens zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in unserem Erzbistum, was sie an der Kritik darüber und insbesondere auch an der Kritik an meiner Person ertragen mussten“.

Um Verzeihung zu bitten sei zwar ein notwendiger und überfälliger Schritt, schreibt Koltermann. In den Worten des Kardinals könne er jedoch keine Gewissenserforschung, Reue und den Willen zur Umkehr erkennen: „Damit wurde nun noch restlich vorhandene Glaubwürdigkeit verspielt.“ Der Pfarrer kritisierte den Erzbischof auch dafür, dass er in der Christmette beim Ein- und Auszug keinen Mund-Nasen-Schutz getragen habe: „Gilt diese Vorgabe etwa nicht für den Kardinal?“ Koltermann bescheinigte Woelki in seinem Brief „eine Ignoranz den Mitchristen gegenüber, die symptomatisch für seinen Leitungsstil im Bistum steht“.

Pflichtwidrig nicht an den Vatikan gemeldet

Der Erzbischof sieht sich derzeit massiver Kritik ausgesetzt, da er ein Gutachten zum Umgang der früheren Bistumsleitung mit Missbrauchsfällen nicht wie vorgesehen veröffentlicht hat. Das Papier habe „methodische Mängel“, hieß es. Das Erzbistum hat daher ein neues Gutachten bei einem Strafrechtler in Auftrag gegeben, das bis zum 18. März vorliegen soll.

Zudem wird Woelki selbst vorgeworfen, an Vertuschung beteiligt gewesen zu sein. Er soll einen Missbrauchsfall aus den 1970er-Jahren, von dem er 2015 erfahren hatte, pflichtwidrig nicht an den Vatikan gemeldet haben. Der Kardinal hat den Papst gebeten, diese Vorwürfe gegen ihn zu prüfen.

kna