Nach der Verlängerung des Lockdowns und damit der Schulschließungen sieht der Deutsche Lehrerverband Diskussionsbedarf.
Berlin – Nach der Verlängerung des Lockdowns und damit der Schulschließungen sieht der Deutsche Lehrerverband Diskussionsbedarf. Die Politik müsse nun ein Konzept vorlegen, wie mit den entstandenen und entstehenden Lerndefiziten umzugehen sei, sagte der Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Für einen Teil der Schülerinnen und Schüler sei es wohl notwendig und empfehlenswert, ein Zusatzjahr einzulegen, um die Chancen auf eine erfolgreiche Fortsetzung der Schullaufbahn und einen guten Abschluss zu wahren.
Zuvor hatten die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Verlängerung des Lockdowns bis zum 14. Februar beschlossen. Dazu gehört auch, dass die Schulen vorerst weiter geschlossen bleiben.
Sorge bereiten laut Meidinger Grundschüler ohne elterliche Unterstützung, Schüler mit Förderbedarf oder Migrationshintergrund sowie sozial benachteiligte Mädchen und Jungen, „die abtauchen, wenn sie nicht in die Schule gehen müssen“. Bei diesen Gruppen seien die Lücken jetzt schon groß.
Bundesbildungsministerin verteidigt Entscheidung
Besorgte zeigte sich auch der Generalsekretär der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ), Hans-Iko Huppertz. „Wir wissen mit Sicherheit, dass eine ganze Generation von Schülern infolge der jetzigen Beschlüsse ein Leben lang Nachteile erfahren wird“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwoch). „Das derzeit entstehende Bildungsdefizit bei Schülern wird dazu führen, dass sie im späteren Leben ihre Möglichkeiten nicht ausschöpfen und dauerhaft ein signifikant niedrigeres Einkommensniveau erreichen werden, als es möglich gewesen wäre.“
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) verteidigte die Entscheidung. Angesichts der Entwicklung der Pandemie sei die Schließung von Schulen und Kitas „leider absolut notwendig“, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Ihr sei bewusst, „welche schwerwiegenden Auswirkungen diese Entscheidung auf das Leben der Familien und für die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen in den nächsten Wochen hat“. Es brauche nun Konzepte dafür, wie der Ausfall des Präsenzunterrichts im Laufe des Schuljahrs ausgeglichen werden könne, wenn sich Pandemie-Lage hoffentlich entspanne. Dabei müssten benachteiligte Schüler besonders bedacht werden.
Perspektive für Schulen und Kitas gefordert
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) forderte Perspektiven für eine schrittweise und sichere Öffnung. „Sobald es das Infektionsgeschehen zulässt, müssen Kinderbetreuungsangebote dann mit als erstes wieder öffnen“, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Je länger die strikten Kontaktbeschränkungen gelten, desto schwerwiegender seien die Auswirkungen auf Kindeswohl und Kinderschutz, warnte Giffey.
Gewerkschaftsvertreter mahnten ein bundesweit einheitliches, verbindliches Vorgehen an. Auch müssten die Schulen flächendeckend und ausreichend für das Fernlernen ausgestattet werden. Das sagte die Chefin der Gewerkschaft Bildung und Erziehung (GEW), Marlis Tepe, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.