Im Bistum Münster ist beim Umräumen im Bistumsarchiv eine bisher unbekannte Akte zu Pfarrer A. aufgetaucht. Dies gab die Diözese am Freitag bekannt. Der Priester des Erzbistums Köln war von 1973 bis 1988 im Bistum Münster im Einsatz.
Münster – Im Bistum Münster ist beim Umräumen im Bistumsarchiv eine bisher unbekannte Akte des wegen Missbrauchs verurteilten Pfarrers A. aufgetaucht, wie die Diözese am Freitag bekanntgab. Der Priester des Erzbistums Köln war von 1973 bis 1988 im Bistum Münster im Einsatz, später auch im Bistum Essen. Der Fall kam 2019 erstmals an die Öffentlichkeit-
Der Priester wurde zweimal rechtskräftig wegen sexuellen Missbrauchs an Kindern verurteilt. Dennoch wirkte er über Jahrzehnte weiter als Priester im Erzbistum Köln sowie in den Bistümern Münster und Essen. Im vergangenen Dezember hat der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ihn aus dem Klerikerstand entlassen. Das Bistum Münster war nach eigenen Angaben bisher davon ausgegangen, dass es in seinen Unterlagen nahezu keine Akten zu Pfarrer A. gibt.
Auch in Wattenscheid tätig
Im Jahr 2019 war die Personalie von Pfarrer A. unter anderem durch das Bistum Münster öffentlich gemacht worden. Auf drei Veranstaltungen in Recklinghausen, Moers und Westerkappeln, den Einsatzorten von Pfarrer A. im Bistum Münster, hatten Vertreter des Bistums dazu Stellung bezogen. Dabei hatten sie immer wieder betont, dass die Aktenlage im Bistum Münster sehr dürftig sei. Zuletzt war diese Aussage im vergangenen Jahr auch noch im Zusammenhang mit Berichten aus dem Erzbistum Köln wiederholt worden. Im Bistum Essen war A. in einer Gemeinde in Wattenscheid als Ruhestandsgeistlicher tätig.
Laut Peter Frings, Interventionsbeauftragte des Bistums Essen, hat am 15. Januar ein Mitarbeiter des Bistumsarchivs bei Umräumarbeiten vier bisher nicht verzeichnete Akten von Priestern gefunden. „Eine der Akten betrifft den ehemaligen Priester A.. Der Mitarbeiter hat unmittelbar den Leiter des Bistumsarchivs, Dr. Heinz Mestrup, unterrichtet“, so Frings. Mestrup habe „unverzüglich am Montagmorgen, 18. Januar, die Historiker der Universität Münster informiert, die den sexuellen Missbrauch im Bistum Münster in völliger Unabhängigkeit vom Bistum aufarbeiten“. Die Bistumsverantwortlichen habe Mestrup über den Aktenfund nicht vorab informiert.
Bistum Münster leitet Akte nach Köln weiter
„Ein Mitglied der Historikerkommission der Universität Münster hat die Akte am Dienstag, 19. Januar eingesehen; ich selbst erst am Tag danach“, erklärte Frings. Eine Kopie der Akte ist sei „am heutigen 22. Januar an das Erzbistum Köln gegangen, das wir heute vorab über den Aktenfund informiert haben“. Da es sich um einen Priester des Erzbistums Köln handelt und die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs durch Pfarrer A. federführend dort aufgearbeitet werde, sei es dem Bistum Münster wichtig gewesen, das Material unmittelbar nach Köln zu übermitteln.
„Es ist bedauerlich, dass wir diese Akte erst jetzt gefunden haben. Meine bisherigen Aussagen, dass es im Bistum Münster keine weiteren Unterlagen zu dem Fall gibt, entsprachen meinem bisherigen Kenntnisstand“, betonte Frings. Es zeige sich nun, „dass sie nicht richtig waren“.