Auch die vorösterliche Fastenzeit steht unter dem Eindruck der Corona-Krise. Der traditionelle „Aschermittwoch der Künstler“ wurde vielerorts abgesagt. Gleiches gilt für den „Sozialpolitischen Aschermittwoch“ der beiden großen Kirchen im Ruhrgebiet.
Bonn – Auch die vorösterliche Fastenzeit steht unter dem Eindruck der Corona-Krise. Der traditionelle „Aschermittwoch der Künstler“ wurde vielerorts abgesagt. Gleiches gilt für den „Sozialpolitischen Aschermittwoch“ der beiden großen Kirchen im Ruhrgebiet. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, feiert an Aschermittwoch einen per Livestream übertragenen Gottesdienst mit Künstlern im Frankfurter Bartholomäus-Dom.
Auch in Berlin findet der vom katholischen Erzbistum und der evangelischen Landeskirche veranstaltete „Aschermittwoch der Künstler“ erstmals online statt. Im Anschluss hält der Leipziger Schriftsteller Joachim Kalka die „Künstlerrede“. Kardinal Reinhard Marx feiert den Tag im Münchner Liebfrauendom. Der Gottesdienst steht unter dem Leitgedanken „Verwandlung – Transformation“. Kulturschaffende gehörten wegen der Veranstaltungsverbote zum Schutz vor Corona zu den von der Pandemie existenziell am stärksten betroffenen Berufsgruppen, heißt es in der Ankündigung. Der Pontifikalgottesdienst in Eichstätt mit Bischof Gregor Maria Hanke findet in der Eichstätter Schutzengelkirche statt. Parallel läuft auf der Website des Bistums eine Digital-Schau zu einem Kunstwettbewerb, der zum Thema „Wandel – Wandlung“ veranstaltet wurde.
Die Tradition eines „Aschermittwochs der Künstler“ wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der katholischen Kirche in Frankreich begründet und in vielen deutschen Bistümern aufgenommen. An Aschermittwoch beginnt für Christen die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern. Seit Ende des 11. Jahrhunderts gibt es die Tradition, sich an diesem Tag in Gottesdiensten ein Aschenkreuz als Symbol der Vergänglichkeit auf die Stirn zeichnen zu lassen. Die aus gesegneten Palmzweigen vom Vorjahr gewonnene Asche gilt als Symbol der Trauer und Buße. Für katholische Gottesdienste am Aschermittwoch in der Corona-Zeit hat der Vatikan Sonderregeln erlassen.
Zur Fastenzeit organisieren die Kirchen zwei Aktionen: „7 Wochen ohne“ und „Klimafasten“. Die Fastenaktion der evangelischen Kirche in Deutschland „7 Wochen ohne“ steht unter dem Leitwort „Spielraum! Sieben Wochen ohne Blockaden!“. Beim Klimafasten geht es um die Gefahren des Klimawandels. Die Aktion wird von vier katholischen Bistümern und elf evangelischen Landeskirchen organisiert und unterstützt. Das katholische Hilfswerk Misereor eröffnet am Sonntag in Hildesheim seine Fastenaktion, die zum zweiten Mal im Corona-Modus stattfindet. Sie steht unter dem Leitwort „Es geht! Anders.“; Beispielland ist in diesem Jahr Bolivien.
Im Vorfeld hatten Kirchenvertreter den besonderen Charakter der Fastenzeit in diesem Jahr betont. Der katholische Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken sagte, vielleicht ließen sich angesichts der Einschränkungen durch Corona andere Akzente setzen: „Wenn die Leute den Eindruck haben, dass sie vor der Fastenzeit schon genug Verzicht geübt haben, dann müssen sie das vielleicht in der Fastenzeit auch gar nicht tun.“