Rörig: Woelki erzeugt Misstrauen

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes Wilhelm Rörig, kritisiert den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki.
Köln – Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes Wilhelm Rörig, kritisiert den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Mit dem von ihm zuerst beauftragten Gutachten über den Umgang Bistumsverantwortlicher mit Missbrauchsfällen bei der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl habe er hohe Erwartungen geweckt, sagte Rörig dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag). "Die hat er dann auf der Strecke mehrfach enttäuscht." Im Moment fehle es an "Transparenz und Vertrauen, Hoffnung, Zuversicht", so Rörig. "Köln erzeugt gerade leider das Gegenteil: Misstrauen und Skepsis."

Johannes-Wilhelm Rörig (Foto: Christine Fenzl / www.christinefenzl.com)

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes Wilhelm Rörig, kritisiert den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Mit dem von ihm zuerst beauftragten Gutachten über den Umgang Bistumsverantwortlicher mit Missbrauchsfällen bei der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl habe er hohe Erwartungen geweckt, sagte Rörig dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Dienstag). „Die hat er dann auf der Strecke mehrfach enttäuscht.“ Im Moment fehle es an „Transparenz und Vertrauen, Hoffnung, Zuversicht“, so Rörig. „Köln erzeugt gerade leider das Gegenteil: Misstrauen und Skepsis.“

Rörig: „Sich sehr selbstkritisch zu befragen“

Ob Vertrauen neu entstehen könne, muss laut Rörig bis zur Vorlage des neuen Gutachtens am 18. März abgewartet werden. „Danach wird man ja erstens lesen und sich ein Urteil bilden können, ob Kardinal Woelkis Entscheidung sachgerecht war, das Münchner Gutachten nicht zu veröffentlichen“, sagte der Beauftragte. Zur Frage nach möglichen personellen Konsequenzen für Bistumsverantwortliche sagte Rörig: „Ich kommentiere als Vertreter der Bundesregierung ja auch keine Personalentscheidungen von Parteien.“ Er empfehle aber Träger wichtiger Ämter, „sich sehr selbstkritisch zu befragen: Was waren die Folgen meines Handelns? Welche Schäden sind dadurch entstanden? Die Entscheidung, unbedingt an einem Amt zu kleben, ist in jedem Fall die falsche.“

Rörig verteidigte die Beteiligung der Kirche an der weiteren Aufarbeitung, indem die einzelnen Bistümer unabhängige Kommissionen gründen. Zwar dürfe ein Bischof die Kirchenvertreter in der Kommission benennen sowie die – von anderer Seite benannten – nichtkirchlichen Mitglieder formal berufen, „aber darin erschöpft sich dann auch seine Rolle“. Es gebe keinerlei Eingriffsrechte eines Bischofs in die Arbeit der diözesanen Kommission. Die von den Landesregierungen benannten Experten würden sich schon aus Eigeninteresse nicht vorwerfen lassen wollen, sie seien Büttel der Kirche.

Entsendung von Betroffenen-Vertretern gestalte sich schwierig

Mit Blick auf die Gründung einer unabhängigen Kommission für das Erzbistum Köln sagte Rörig, er fühle sich mit dem Erzbistum auf gutem Wege. Jetzt stehe die konkrete Besetzung an. Dazu müssten die nordrhein-westfälische Staatskanzlei und das Erzbistum jeweils ihre Vertreter benennen. Schwierig gestalte sich momentan die Entsendung von Betroffenen-Vertretern. „Da wirken sich aktuell die Konflikte in Köln negativ aus“, so der Beauftragte. Rörig wandte sich gegen Vorschläge, eine „Wahrheitskommission“ zu gründen. Für solche Vorschläge fehlten die gesetzliche Grundlage und der Wille der Politik. Wenn sie sich für Aufarbeitung interessiere, dann nur im Feld der Kirche. „Sport, Schule, der familiäre Kontext interessieren die Politik noch weniger.“

kna