Bischöfe bei Clubhouse: Kirche muss bei den Menschen bleiben

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und der Passauer Bischof Stefan Oster rufen dazu auf, als Kirche immer ansprechbar und nah bei den Menschen zu bleiben – auch wenn diese nicht oder nicht mehr Mitglieder der Gemeinschaft sind. „Wir müssen auch die wahrnehmen, die keine Kirchensteuer mehr zahlen. Auch sie gehören dazu“, betonte Schick am Mittwoch am Rande der Bischofsvollversammlung.

Schick

Erzbischof Schick (Foto: peb)

Die beiden Bischöfe hatten sich einer Talkrunde auf der SocialMedia-App Clubhouse gestellt, organisiert von katholisch.de und der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) im Katholischen Medienhaus in Bonn. Dabei ging es unter anderem um das Thema des parallel laufenden Studientags der Bischofskonferenz über die Erfahrungen mit Kirchenaustritten und Kirchenverbleib.

Kaum noch „Rahmenkatholiken“

Schick berichtete davon, dass er derzeit pro Woche mehrfach im persönlichen Kontakt sei mit Menschen, die aus der Kirche ausgetreten seien oder mit dem Gedanken spielten. Außerdem müsse man sich schon länger darauf einstellen, dass es die traditionellen „Rahmenkatholiken“ kaum noch gebe – „mit der katholischen Laufbahn von der Taufe bis zur Totenmesse“.

Oster betonte, es gebe keine Patentrezepte gegen diesen Trend. Zudem seien die Motive für die Abkehr von der Kirche auch sehr vielfältig und nicht nur am Umgang mit Missbrauchsfällen oder an der Kirchensteuer festzumachen: „Es gibt keine flächendeckende Antwort auf die Frage der Austritte, mit der wir als Kirche konfrontiert sind. Die Situation ist komplexer.“

Kirche müsse mehr tun

Nah bei den Menschen zu sein, sie gut zu begleiten und auch den Betroffenen von Missbrauch gerecht zu werden – dafür müsse die Kirche noch mehr tun, ergänzten die Bischöfe: „Wir dürfen keine Skandale haben, wir müssen den Missbrauch abstellen“, forderte Schick.

Oster warnte zugleich vor Polarisierung und Schwarz-Weiß-Denken beim Blick auf die Kirche – zwischen Bewahrern und Reformern, zwischen „Liberalen und Doktrinären“. Entscheidend sei es zudem, wieder stärker auf den Kern der christlichen Botschaft zu schauen und zu vertrauen. Was das Reformprojekt Synodaler Weg angehe, warnte er davor, falsche Erwartungen zu schüren, die nur zu Enttäuschungen führen könnten, wenn die Katholiken in Deutschland manche erhoffte Reform nicht alleine umsetzen könnten: „Entscheidende Fragen müssen weltkirchlich geklärt werden.“

kna